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LED lösen Leuchtstoffröhren ab: Doch welche Farbtemperatur ist angenehmer?

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Licht gehört zum behaglichen Reiseerlebnis. In den älteren Flirt-Fahrzeugen der Südostbahn leuchten noch alte Leuchtstoffröhren. Mit dem europaweiten Verbot dieser Technologie folgen nun LED-Leuchten. Derzeit testet die Südostbahn in einem Fahrzeug verschiedene Lichtstimmungen.

Wer den Lichtschalter drückt, muss sich erst einmal gedulden: Meist ein- oder zweimal flackert die Leuchtstoffröhre, erst dann brennt sie richtig. Wer besonders widerspenstige Komponenten erwischt, den bestraft die «Neonröhre» auch schon mal mit einem besonders langen Flackertanz. Diese Zeiten gehören schon bald der Vergangenheit an. Seit Anfang September gelten in ganz Europa Herstellungs- und Importverbote für Leuchtstoffröhren, nur noch Altbestände dürfen nun verkauft werden – je nach Modell der Lampe nur während einer Übergangsfrist von zwei Jahren. Die Lampen enthalten kleine Mengen von Quecksilber und sind zudem bei weitem nicht so energieeffizient wie LED-Leuchten.

Was Folgen für jeden Privathaushalt hat, spürt auch die Südostbahn. Die Flirt-Fahrzeuge der 1. und 2. Generation verfügen heute ebenfalls noch über Leuchtstoffröhren zur Beleuchtung des Fahrgastraumes. Während Privathaushalte bei der Wahl der Leuchtmittel grosse Freiheiten geniessen, müssen jene in Zügen für den Bahnbetrieb zertifiziert sein. «Inzwischen gibt es auf dem Markt bahntaugliche LED-Röhren, die mit der Fahrzeug-Batteriespannung direkt betrieben werden können», sagt Matthias Müri, Leiter Elektrische Systeme Rollmaterialtechnik bei der Südostbahn. Diese neuen LED-Röhren haben den Vorteil, dass die bestehenden Beleuchtungssysteme nicht komplett umgebaut werden müssen, um mit der LED-Technologie zurecht zu kommen.

Test im Flirt 044

Derzeit ist der Flirt 044 «Morgartenberg» mit verschiedenen Leuchten unterwegs. Während in den Wagen an der Zugspitze und am Zugschluss die bekannten gelb wirkenden «Neonröhren» leuchten, sind in den beiden Mittelwagen warmweisse (Lichtfarbe 3000K) und kaltweisse (Lichtfarbe 4000K) LED-Röhren verbaut.

Die Prototyp-Beleuchtung des Flirt 044 befindet nun sich im Probebetrieb und steht unter Beobachtung der Flottentechnik. «Es findet eine Beurteilung der Beleuchtung, der Farbe und der Behaglichkeit statt», sagt Matthias Müri. Danach werde im Flottenmanagement der Bahn entschieden, welcher LED-Röhren-Typ – warmweiss oder kaltweiss – Favorit ist.

Noch keinen Favoriten

Matthias Müri selbst ist noch zurückhaltend bei der Bewertung seiner Favoriten: «Interessant ist, dass man je nach Tageszeit, Umgebung, Wetterverhältnissen usw. beide Lichtfarben als «passend», «freundlich», «schön», «attraktiv» oder «behaglich» empfinden kann. Ich bin gespannt, welche Farbe sich behaupten wird.» Kommt dazu: Was heute aufgrund der unterschiedlichen Beleuchtung im gleichen Fahrzeug stark auffällt, dürfte im Tagesbetrieb auch regelmässigen Pendlern nach einer Umgewöhnungszeit kaum mehr ins Auge stechen. Angenehmes Licht entsteht auch durch die gleichbleibende Farbtemperatur über die gesamte Zugslänge.

Treten in den Tests bis Ende 2023 keine technischen Störungen bei den Beleuchtungen auf, werden in den kommenden Jahren die gesamte 1. und 2. Generation der Flirt-Fahrzeuge mit der neuen Technologie ausgerüstet und gleichzeitig Restbestände der Neonröhren aufgebraucht.

Text: Conradin Knabenhans
Bilder: SOB

Beleuchtung nicht vergleichbar

Auch nach dem Umbau auf LED-Leuchten ist die Beleuchtung in den Flirt 1 und 2-Fahrzeugen nicht mit jenen der Traverso- und Flirt 3-Flotte vergleichbar. Die neuen Fahrzeuge verfügen hauptsächlich über eine indirekte Beleuchtung mit LED-Komponenten, die für die Fahrgäste nicht direkt sichtbar sind. Die Leuchtwirkung ist deshalb unabhängig von der Farbtemperatur eine andere. Alle Fahrzeuge haben jedoch gemeinsam, dass sie die international geltenden Normen zur Beleuchtungsstärke einhalten müssen. Mehr zum Thema Normen lesen Sie hier: (Bei) euch piepst es wohl! Normen und Vorschriften im Eisenbahnverkehr

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