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Digitalisierung in der Trassenproduktion

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Der Fahrplanwechsel bringt nicht nur neue Abfahrtszeiten der Züge, auch die SOB-Betriebszentrale und die Fahrplan-Planung in Herisau machen den nächsten Schritt in Richtung Digitalisierung.

In ihrer täglichen Arbeit planen, disponieren und überwachen die Mitarbeitenden der Abteilung Betrieb in Herisau den Zugverkehr auf dem SOB-Streckennetz. Unterschiedliche digitale Systeme unterstützen sie dabei. Die Schweizer Bahnbranche entwickelt die Systemlandschaft in der Trassenproduktion mit dem Programm «Traffic Management System» (TMS) unter der Führung der SBB laufend weiter. 

Auch die Südostbahn wirkt an dieser Weiterentwicklung mit. Mit dem Fahrplanwechsel geht die SOB einen weiteren Schritt in Richtung Digitalisierung in der Trassenproduktion (Planung und Betriebsführung). Die Mitarbeitenden der SOB-Betriebsführung nehmen ein neues Modul aus dem TMS in Betrieb: DispoOp. Nachfolgend sind die weiteren Systeme beschrieben, die bei der Trassenproduktion im Einsatz sind. Was können die unterschiedlichen Systeme und wie interagieren sie?

Die unterschiedlichen Systeme erläutert:

Netzweites Trassensystem (NeTS):
Im Netzweiten Tassensystem (NeTS) wird der Fahrplan geplant und abgebildet. 

TMS CapacityPlaner (TMS-CP) – neu seit November 2022:
Der TMS CapacityPlaner ist eine neue TMS-Funktionalität und seit November 2022 bei der SOB im Einsatz. Er ermöglicht für Bestellungen von Extrazügen ein Trasse zu berechnen und dieses in den NeTS-Fahrplan zu integrieren.

Zuglenkdaten (ZLD ) – neu seit Juli 2022:
Mit dem System ZLD können aus dem NeTS-Fahrplan Zuglenkdaten erstellt werden. Aus den Zuglenkdaten ist ersichtlich wo der Zug durchfährt und welche Abhängigkeiten zu anderen Zügen er hat (Anschlüsse, Kreuzung, Reihenfolgen). Die SOB setzt dieses System seit Juli 2022 ein.

Rail-Control-System (RCS):
Mit dem Rail-Control-System (RCS) sehen die Mitarbeitenden der Betriebszentrale den Fahrplan in Echtzeit grafisch auf den Monitoren. RCS erhält aktuelle Daten der unterschiedlichen Systeme und bildet so den Ist-Zustand des Fahrplans inklusive Verspätungen ab.

Integriertes Leit- und Informationssystem (Iltis):
Mit dem Iltis können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Stellwerke fernsteuern. Zusätzlich ist in der Iltis-Zuglenkung der Fahrweg aller Züge auf dem entsprechenden Netz programmiert.

Disposition – Operation (DispoOp) – neu seit Dezember 2022:
Das neue TMS-Modul «DispoOp» bildet eine Schnittstelle zwischen dem RCS und dem Iltis. Die im Iltis erfassten Zuglenkdaten passen sich laufend gemäss dem Echtzeit-Fahrplan aus dem RCS an. Gibt es also eine Anpassung, wie beispielweise eine Gleisänderung, fliessen diese Informationen automatisch via «DispoOp» ins Iltis.

Das Zusammenspiel der Systeme an einem fiktiven Beispiel erklärt.

Die Transportleistelle möchte am Dienstag ausserplanmässig einen Flirt von Samstagern nach Herisau überführen. Der zusätzliche Zug geht am Montagnachmittag als Bestellung im NeTS ein. Die Fahrplanplanerin oder der Fahrplanplaner exportiert die Bestellung in den TMS-CP. Der CapacityPlaner macht einen Vorschlag für die Einplanung des Extrazugs in den Fahrplan. Die Planerin/der Planer überprüft den Vorschlag und übermittelt diese Planung zurück ins NeTS. Vor der Einführung des Moduls TMS-CP suchte die/der Mitarbeitende im NeTS grafisch nach der besten Fahrlage und zeichnete diese im System manuell. Der TMS-CP generiert jetzt automatisch einen Vorschlag, der lediglich überprüft und allenfalls optimiert werden muss.

Am Montagnachmittag, um zirka 16 Uhr importiert die/der Mitarbeiter/-in den Fahrplan aus dem NeTS ins ZLD. Dort werden die Zuglenkdaten für den nächsten Tag berechnet. Enthalten ist jetzt auch der zusätzliche Zug. Diese Daten werden nun ans Iltis übermittelt. Vor der Einführung des Moduls ZLD mussten die Fahrplanplaner/-innen den Jahresfahrplan sowie alle Tagesänderungen manuell ins Iltis programmieren. Das war insbesondere bei Baustellen mit vielen Gleisänderungen sehr aufwendig. 

Am besagten Dienstag fragt das Lokpersonal in der Betriebszentrale nach, ob der geplante Zug bereits eine Stunde früher fahren kann. Die Zugverkehrsleiterin/der Zugverkehrsleiter disponiert den Flirt jetzt im RCS neu. DispoOp gleicht die Iltis-Zuglenkdaten gemäss dem aktuellen Ist-Fahrplan aus dem RCS automatisch ab und passt sie an. Die Lokführerin/der Lokführer erhält das Signal für die Zustimmung zur Fahrt und überführt den Flirt nach Herisau.

Mitarbeitende testen die Systeme

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereiteten sich in verschiedenen Ausbildungseinheiten schrittweise auf diese Digitalisierungschritte vor. Sie sammeln in Testbetrieben Erfahrungen und evaluierten laufend Fehler der angepassten Systeme. DispoOp ist seit Mitte August 2022 im Testbetrieb. Vor dem Pilotbetrieb, der beim Modul DispoOp mit dem Fahrplanwechsel 2022 startet, nehmen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an einer eintägigen Schulung an einem Simulator in der Betriebszentrale Ost der SBB teil. Dort trainierten sie in verschiedenen Szenarien die unterschiedlichen Bedienungen und das Zusammenspiel der Systeme praxisnah.

Schritt für Schritt digitaler

Die unterschiedlichen Digitalisierungsschritten, die das Programm TMS bringt, entlasten die SOB-Mitarbeitenden in der Planung und der Betriebsführung. So entsteht im Störungsfall mehr Kapazität für die Störungsbehebung, die Kundeninformation, die Ersatzbusplanung usw. Die Zuglenkdaten und somit das Verkehren der Züge haben sie mit wenigen Klicks im Griff.

Text: Jeannine Fisch
Bilder: SOB, Fotograf: Daniel Ammann
Grafiken: SOB

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