Vor 200 Jahren stand bei Tardisbrugg an der Kantonsgrenze zwischen Graubünden und St. Gallen die einzige Rheinbrücke. Der teils mehrere Hundert Meter breite Flusslauf konnte einst nur mit Fähren gequert werden. Am Schollberg bei Trübbach war der Landweg auf hochwassersicherer Höhe angelegt, Flösserei ab Reichenau oder Chur und Schifffahrt ab Trübbach gehörten damals zum Alltag. Weiter unten im Gebiet Diepoldsau–Hohenems nutzten schwimmende Rheinmühlen das Wasser. Regelmässige Überschwemmungen erschwerten die landwirtschaftliche Nutzung der Talschaft und wurden als stete existenzielle Bedrohung wahrgenommen. Die Dynamik der Wasserführung des Rheins von nahezu 1 zu 100 ist charakteristisch für einen Wildbach, das heisst, einer Minimalwasserführung von etwa 40 Kubikmetern pro Sekunde stehen Hochwasserspitzen von 3 000 Kubikmetern pro Sekunde gegenüber. Mit dem Klimawandel sind bereits heute sogar Hochwasserspitzen bzw. Katastrophenhochwasser von deutlich über 3 000 Kubikmetern pro Sekunde zu erwarten.