Ein Kaffee, ein Bier oder etwas zum Knabbern: Im Traverso-Bistro können sich Fahrgäste auf ihrer Reise nach Belieben verköstigen. Die Vorläufer der heutigen Bistros waren Prestige- und Liebhaberprojekte zugleich.
Sich unterwegs zu verpflegen, das hat bei der Südostbahn eine lange Tradition. Bereits auf der «Direkten Linie Nordostschweiz–Zentralschweiz», dem Vorläufer des heutigen Voralpen-Express war der Zug mit einer Auswahl an Speisen und Getränken unterwegs. Nicht jede Verbindung verfügte über einen Buffetwagen. Mit der Einführung von neuem Rollmaterial ab dem 28. Juni 1951 verkehrte eine Komposition mit einem von der damaligen Bodensee-Toggenburg Bahn (BT) gebauten Buffetwagen im direkten Verkehr von der Ostschweiz bis nach Arth-Goldau.
1953 erhielt auch die alte Südostbahn (SOB) einen ersten Buffetwagen (Cr4ü 241) in der gleichen Bauart wie die Personenwagen der BT. Auch der «Hochstuckli-Express» entwickelte sich seit der Mitführung eines Buffetwagen zu einem Hit. Dafür wurde im ersten Jahr ein Wagen des Typs C4ü behelfsmässig eingerichtet, ab 1953 stand dann der neue crème/grüne Cr4ü 241 (1962 Br 241) Mitteleinstiegswagen zur Verfügung. Speziell am Wagen war der rote Balken oberhalb der Fenster. Im eigentlichen Buffetraum waren 19 Sitzplätze angeordnet, während das Zweitklassabteil weitere 40 Plätze aufwies und mit Einstecktischen zu einem Restaurationsraum ausgebaut werden konnte. Was damals einem Dauerzustand gleichkam, sind doch zweimal am Tag praktisch alle 59 Sitzplätze belegt gewesen. Eine kleine Küche mit Buffet erlaubte es, einfache Speisen herzurichten, die Tranksame kühl aufzubewahren und Geschirr abzuwaschen, welches in vielen Kästchen verräumt werden konnte. Der Wagen gelangte zusammen mit dem BFe 4/4 81, B 214 und ABt 201 im ersten Vierwagen-Pendelzug der SOB zum Einsatz.
Die zur und von der Arbeit fahrenden Pendler waren derart begeistert über dieses Dienstleistungsangebot, dass der Buffetdienst ab Januar 1975 zu einer täglichen Institution wurde und ab dem Fahrplanwechsel auch im Kursbuch aufgeführt war. Bekannt waren bereits die vielen Anekdoten im Zusammenhang mit der Frühstücksidee. Der Wagen hätte vermehrt noch im Extrazugsdienst gebraucht werden können. Da jedoch das Bedienungspersonal durchwegs aus Ehefrauen von SOB-Bediensteten bestand, die nebenamtlich im Wagen bedienten und hauptamtlich einen Haushalt führten, waren dem zusätzlichen Einsatz gewisse Grenzen gesetzt. Zu diesem Zweck wurde auch eine eigene Gesellschaft gegründet.
In der Zeit vom 17. bis 26. April 1971 verkehrte der BT-WR 451 in den MUBA-Extrazügen Romanshorn–Basel und Basel–Romanshorn. Der Einsatz des BT-Wagens auf SBB-Strecken war damit begründet, dass die Schweizerische Speisewagen-Gesellschaft (SSG) wegen Personalschwierigkeiten keinen ihrer Wagen stellen konnte. Die Reisenden wussten den Komfort des Wagens sehr zu schätzen und die Frequenzen waren ausgezeichnet. 1974 wiederholte sich dieses Gastspiel.
Im Jahr 1978 erhielt der WR 451 ein neues Farbkleid mit dem neuen BT-Signet. Dieser Anstrich diente als Versuch unter anderem zur Erprobung der Haltbarkeit und Reinigung für die damals zu beschaffenden sechs neuen Triebwagenpendelzüge. Die Sitze erhielten in diesem Zug auch neue, gestreifte Polster, neue Tischlampen und neue Teppiche.
Seit der Einführung des Voralpen-Express sind im Zug jeweils Bistrowagen mit Automaten eingereiht. Der erste Wagen mit Bistro und Self-Service war der durch die BT-Werkstätte Herisau hergerichtete BDr 514, der 1987 als Prototyp in die Erprobungsphase auf der direkten Linie ging. Der Wagen war damals vorderhand in der SBB-Komposition von Kurs 1934 eingereiht und verkehrte so täglich zweimal ab Romanshorn nach Luzern und zurück. Das Bistro beinhaltete je einen Automaten für warme Getränke bzw. für kalte Getränke und Snacks. Die Automaten standen komplett im Selbstbedienungsbetrieb zur Verfügung. Die SOB stellte ihrerseits den BRD 770 für denselben Zweck. Die Absicht war klar: Sollte die direkte Schnellzuglinie der SOB, SBB und BT im Rahmen von BAHN 2000 aufgewertet werden, so erforderte dies auch ein über die gegenwärtige Minibar-Lösung hinausgehendes Angebot zur Verpflegung im Zug. Die Einreihung des Wagens am Zugschluss erwies sich als ungünstig und wurde im Nachhinein auf die Zugsmitte geändert.
Während dem Sommerhalbjahr wurden vier Schnellzugpaare zwischen St. Gallen und Luzern täglich und zwei weitere an den Wochenenden von einer mobilen Minibar der Schweizerischen Speisewagen-Gesellschaft (SGG) bedient. Da der Versuch mit den Bistrowagen derart gut ausgefallen ist, konnte er als wegweisend bezeichnet werden. Es wurden auch verschiedene Verpflegungssysteme im In- und Ausland besichtigt und studiert.
Nach diesen Abklärungen wollte man auch für die aufgewertete direkte Linie am bewährten Prinzip mit dem Bistro festhalten. So kamen die BRD 511, 512, 515 und 516 mit je 28 Sitzplätzen mit der Einführung der EW IV- (Intercity-) Kompositionen im Voralpen-Express dazu. Sie entstanden aus den BT-BD 511, 512, 515 und 516. Die Bistrowagen wurden dann aber wieder am Zugschluss mitgeführt. Nach der Fertigstellung der Revvivo Wagen, ab 1997, wurden die BRD-Bistrowagen überflüssig und durch sieben Revvivo-Bistrowagen mit den Nummern 741 bis 747 ersetzt. Diese Wagen wiesen dann wieder das beim BDr 514 erprobte, komplette Self-Service-Prinzip mit Automaten auf.
Keine andere Bahn in der Schweiz hat das Self-Service-Prinzip mit Automaten jemals so erprobt und umgesetzt wie die SOB. Es gab zwar auch bei anderen Bahnen Tests mit Automaten, diese setzten sich aber nicht durch.