Die Schweizerische Südostbahn AG (SOB) beendet nach rund 30 Monaten die Sanierungsarbeiten am Sitterviadukt, der höchsten Eisenbahnbrücke der Schweiz. Das 99 Meter hohe Viadukt liegt eingebettet zwischen St. Gallen und Herisau. Die Kosten der aufwändigen Sanierung belaufen sich auf rund 14 Millionen Franken.
Die Sanierungsarbeiten am 365 Meter langen und 99 Meter hohen Sitterviadukt werden Ende 2021 abgeschlossen sein. Neben der Fahrbahn und der Fahrleitung erneuerte die SOB zudem den in die Jahre gekommenen Korrosionsschutz der mittigen Stahlkonstruktion, auch Fischbauch genannt. Dieser rund 1000 Tonnen schwere Fischbauch aus massivem Stahl wurde mit aufwändigen Sandstrahlarbeiten von den alten Anstrichen befreit und anschliessend mit einem fünfschichtigen Korrosionsschutz konserviert. Die Behandlung der zirka 10'000 Quadratmeter grossen Stahloberfläche benötigte rund 20 Tonnen hochwertigen Korrosionsschutz.
Das Sitterviadukt, gebaut zwischen 1907 bis 1910, ist ein Kulturgut von nationaler Bedeutung, weshalb bei der Farbwahl des Korrosionsschutzes die St. Galler Denkmalpflege miteinbezogen wurde. Der Farbton des früheren Korrosionsschutzes war aufgrund der starken Witterungs- und Verkehrseinflüsse nicht mehr definierbar. Nach Farb-Analysen des alten Anstrichs entschieden sich die Verantwortlichen der Denkmalpflege und der SOB für einen hellen Grünton, der dem ursprünglichen Farbton gerecht wird. Die Rundumsanierung soll die Brücke über der Sitter für die nächsten 50 Jahre vor Korrosion, und somit vor dem Zerfall, schützen und weiterhin einen sicheren Bahnbetrieb gewährleisten.
Die Bauarbeiten stellten die Spezialisten vor Herausforderungen. Besonders anspruchsvoll gestaltete sich aufgrund der exponierten Lage der Brücke und der beschränkten Platzverhältnisse die Baustellenlogistik. Um die Arbeiten auf der Brücke einfacher zu gestalten, wurden in einer ersten Bauphase etwa auf einem Installationsplatz in Wittenbach die neuen Bahnschwellen aus Kunstholz auf die Schwellenträger vormontiert, um sie während der Bauarbeiten direkt auf dem Viadukt einsetzen zu können. Die Materialanlieferung erfolgte nicht nur über den Schienenweg, sondern auch über einen massiven Gerüstturm mit Warenlift der am höchsten Pfeiler der Brücke installiert wurde. Für gewisse Lastentransporte mussten während der Bauphase auch Helikopter eingesetzt werden.
Nach der dreijährigen Planungsphase von 1905 bis 1908 wurde dieses Meisterwerk der Ingenieurskunst 1910 eröffnet – nach nur zwei Jahren Bauzeit. Das errichtete Gerüst zum Bau des Viadukts trotzte den starken Novemberstürmen 1909 und dem Hochwasser 1910 – ein weiterer Beweis für den genialen Bauvorgang und die Präzision, die die Baumeister schon vor über 100 Jahren beherrschten. Ein Video gibt Einblick in die spezielle Konstruktion: