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Einmal um die Welt für die Hüppen aus Wädenswil

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Ohne Zweifel gehören Hüppen zum kulinarischen Erbe der Schweiz. In Wädenswil am Zürichsee hat sich in eine kleine Manufaktur seit Jahrzehnten der Hüppenproduktion verschrieben. Vladimir Minic übernahm 2018 die in zweiter Generation geführte kleine, regional hochgeschätze Straumann Hüppen-Manufaktur und führt sie mit viel Feingefühl weiter.

Mit Engagement und Begeisterung hat Vladimir Minic die Straumann Hüppen AG übernommen und sich mit Herzblut dem Hüppen-Geschäft verschrieben. Doch einige «Umwege» rund um den Globus brauchte es, bis er bei den Straumann-Hüppen am Zürichsee landete. 

In Zürich geboren und aufgewachsen, hatte es ihn seit jeher raus in die Welt gezogen. Er war neugierig auf andere Lebenstile und Kulturen. Abenteuerlustig beschloss er, nach einer klassischen KV-Lehre, einigen Jahren Berufserfahrung und einem kurzen Fussballprofi-Intermezzo den Schritt ins Ausland zu machen. Er begann damit am anderen Ende der Welt, in Sydney, Australien. Dort studierte er an der Charles Sturt University «International Business», mit der Absicht, künftig in einem weltweit agierenden Unternehmen zu arbeiten. Er hatte bei den Kängurus und Koalas die Zeit seines Lebens, und danach gelang es ihm, beruflich durchzustarten: Unter anderem arbeitete er in den nachfolgenden Jahren im Vertrieb, als Verkaufsdirektor und im Key Account Management für die Firmen Unilever, Fromageries und Johnson & Johnson. Seine Jobs brachten ihn wie gewünscht rund um den Globus. Er lebte (unter vielem anderen) in Brasilien und in Hamburg. Zwei Jahre lang war er in 18 verschiedenen europäischen Ländern tätig. Bis der Moment kam, an dem er den Drang verspürte, sich selbstständig zu machen und in seine Heimat zurückzukehren. 

Vladimir Minic hörte auf zu arbeiten und widmete sich ein ganzes Jahr lang der intensiven Suche nach einem geeigneten Projekt. «No risk, no win», ist sein Motto. Und so traf er irgendwann auf einen Mann, der sein bisheriges Leben am Zürichsee verbrachte, im Familienbetrieb aufwuchs und den es nun in die Welt hinauszog – Guido Straumann.

Am Zürichsee trifft die Welt aufeinander

Straumann führte fast ein Jahrzehnt die kleine Manufaktur, die er von seinem Vater übernommen hatte. Die Familie hatte sich seit mehr als 40 Jahren erfolgreich auf dem Markt etabliert und sich ausschliesslich auf die Herstellung von Hüppen spezialisiert. Guido Straumann entwickelte die Manufaktur nach der Übernahme weiter und modernisierte sie. Dies gelang ihm mit grossem Erfolg, der auf einem altbewährten, gehüteten Rezept beruhte: Einer hochwertigen Haselnuss-Gianduja-Füllung.

Er hätte sich auf seinen Lorbeeren und dem gut funktionierenden Unternehmen ausruhen können. Der Wunsch, die Welt zu sehen, etwas Neues zu entdecken und sich beruflich zu verändern, wurde bei ihm jedoch immer grösser. Aus diesem Grund überlegte er, die Manufaktur zu verkaufen. Wie es das Schicksal wollte, kam dabei ein Weltreisender ins Spiel. Ein beständig Ortsansässiger übergab seine mit Herzblut geführte Manufaktur in die Hände eines Heimkehrers. 

Auf zu neuen Ufern mit Altbewährtem

Mit viel Leidenschaft für die Manufaktur arbeitet Vladimir Minic jetzt wieder in der Schweiz und liebt seine neue Aufgabe. Natürlich fragte er sich vor der Übernahme, was auf ihn zukommen wird, wenn er einen Familienbetrieb übernimmt. Aber genau das reizte ihn, und die Straumanns machten es ihm leicht. Senior und Junior kommen noch heute vorbei, wenn sie in der Nähe sind. Vor allem der Senior geniesst das Fachsimpeln und Minic schätzt diese Gespräche, da sie immer lehrreich für ihn sind. Den Straumanns war es wichtig, dass der neue Besitzer den Namen, den Standort und die Mitarbeitenden übernimmt. Diese sind grossteils seit über zehn Jahren im Unternehmen. Und gerade die langjährigen Mitarbeitenden vereinfachten dem neuen Eigentümer den Einstieg enorm. Ihr engagierter Einsatz und ihre Identifikation mit dem Unternehmen sind stark ausgeprägt. Das ist für Minic Gold wert. Verändern möchte er nicht viel: Im Kern soll das Unternehmen bleiben wie es ist. Das Unternehmen war und ist gut aufgestellt, und die Qualität des hochwertigen Biskuits spricht ohnehin für sich. 

Schweizer Qualitäten

Mit Fleiss und Engagement gelang es Minic, sowohl die langjährigen Mitarbeitenden sowie die Kunden zu überzeugen, dass die Straumanns das Unternehmen in gute Hände gaben. Die ersten vier Monate nach der Übernahme stand er arbeitend am Ofen. Er wollte das Hüppen-Geschäft von der Pike auf lernen und verstehen. Seit er die Manufaktur übernahm, hat Vladimir Minic einiges investiert, Neuerungen veranlasst und Revisionen durchgeführt, das Erscheinungbild und den Webauftritt modernisiert sowie die Produktpalette erweitert. Eine neue Komposition besteht aus Zitrone und weisser Mandelgianduja, umhüllt von einem knusprigen Biskuit. Die Straumann Hüppen AG hat zudem die Marke Hardegger Zürich übernommen und produziert in der Manufaktur nun die aus dem Einzelhandel bekannten Hardegger Hüppen. 

Auf jeder Packung Straumann Hüppen befindet sich übrigens ein Schweizerkreuz. Dieses Qualitäts-Siegel zu tragen, ehrt das Produkt. Sämtliche Verarbeitungsschritte – von der Teigherstellung über den Backprozess bis hin zur Vermarktung des Produkts – findet in der kleinen Manufaktur in Wädenswil statt. Die frische Ware fährt Vladimir Minic teils mit seinem Auto selbst aus. Auf diese Weise geniesst er den Austausch mit den Kunden und kann, quasi am Puls der Kundschaft, auf deren Wünsche und Bedürfnisse eingehen.

Die Manufaktur produziert nach wie vor für den Fachhandel: Bäckereien, Konditoreien-Confiserien sowie Delikatessengeschäfte. Weitere Kunden sind die Gastronomie, Hotels sowie namhafte Banken, Versicherungen, Kanzleien oder KMUs, die Kundengeschenke bestellen. Bei der Auslastung sieht Minic noch Potenzial. «Wir könnten locker das Doppelte produzieren», meint er und blickt mit einigen Ideen und Visionen positiv in die Zukunft. Im Moment wird die Straumann Hüppe noch als regionale Spezialität wahrgenommen. Über die Kantonsgrenzen hinaus bekannter zu werden und künftig international zu distribuieren, ist sein gewünschtes Ziel. Vielleicht gelingt es ihm, das Schweizer Qualitätsprodukt in die Welt hinauszutragen. Verdient hätten es alle drei: Die Hüppen, Vladimir Minic und die Genussliebhaber.

Text: Nicole Barò-Wolf, Bilder: Straumann Hüppen AG, Nicole Barò-Wolf

Straumann Hüppen geniessen

Stöbern kann man im Online-Shop oder direkt im Hüppe-Lädeli in der Manufaktur in Wädenswil. Übrigens: Bruch-Hüppen mit optischen Fehlern sind auch im Hüppe-Lädeli erhältlich.

Wädenswil ist mit der S13 und ab 12. Dezember mit dem IR35 «Aare Linth» der Südostbahn erreichbar. 

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