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Ein Reiseführer für den Treno Gottardo

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Die Gotthard-Bergstrecke ist spektakulär: Seen, Berge und viel Ingenieurskunst lassen sich aus dem Zug entdecken. Doch auch das Aussteigen lohnt sich. Tipps gibt ein neuer Reiseführer von SOB und Transhelvetica.

636 Meter Höhenunterschied überwindet der Treno Gottardo auf der Nordseite der Gotthard-Bergstrecke. Unter anderem windet sich der Zug durch die drei Kehrtunnel bei Wassen um dann bei Göschenen in den 15 Kilometer langen Gotthard-Scheiteltunnel eintauchen zu können. In Airolo erreicht der Traverso der Südostbahn den höchsten Punkt seiner Reise auf 1141 Metern über Meer bevor es in 77 Minuten zum tiefsten Punkt nach Tenero auf 197 Metern über Meer geht.

Zwischen all diesen Eckdaten liegen nicht nur abwechslungsreiche Landschaften, sondern auch jede Menge Geschichten. Auf 164 Seiten macht ein neuer Reiseführer von Südostbahn und Transhelvetica auf diese Entdeckungsreisen aufmerksam. Jeder Halteort und jeder Streckenabschnitt zwischen Arth-Goldau und Locarno wird so zum Schauplatz für einen der 37 Beiträge. Auch wenn die Bergstrecke geradezu einlädt, sich mit historischen Fragen – vom Bundesbriefmuseum in Schwyz über einen russischen «General in der Sackgasse» (Sumorow) – zu beschäftigen, bietet das Büchlein auch Einblicke in das Hier und Jetzt: Etwa den hypermodernen Batteriekran in Castione.

Tipps für einen Zwischenhalt

Zu den Geschichten entlang der Gotthard-Bergstrecke gesellen sich aber auch Tipps für einen Zwischenhalt. Von Lavorgo aus kann etwa der Kastanienwanderweg auf einem alten Saumpfad unter die Füsse genommen werden. In Altdorf bietet der Reiseführer einen Dorfrundgang an, der einlädt vom neuen Kantonsbahnhof Richtung Zentrum zu spazieren. Die Texte stammen von Journalist Omar Gisler und Historiker Kilian T. Elsasser.

Illustriert wird das Werk mit Fotos von Helmut Wachter. Der Fotograf und frühere Architekt arbeitet nach einem einfach klingenden Prinzip: «Bilder lassen sich finden, aber nicht erzeugen». Mit seiner Bildsprache schafft er es, die Augen des Betrachters auf Details zu lenken – eine Einladung, dies auch während der Bahnfahrt zu machen.

Nebst Fotos finden sich auch Illustrationen von Künstlerin Iuna Tinta (Corinne Weidmann) im Reiseführer. Die Aargauerin schafft für die Südostbahn insgesamt 17 Bildwelten für die Ausflugslinien «Treno Gottardo», «Voralpen-Express» und «Aare Linth» - eine davon ziert auch das Titelbild der Publikation. In ihrem Atelier in Hasliberg arbeitet die Künstlerin zwei bis drei Wochen an der Umsetzung eines Bildes, dazu kommt eine Entwurfsphase, wie Iuna Tinta erklärt: «Ich gehe, wenn immer möglich, persönlich vor Ort, um mir ein eigenes Bild der Landschaft zu machen, und halte diese dann fotografisch fest. Mit diesen Bildern und den persönlichen Eindrücken entsteht dann ein Gemälde.» Die ausgebildete Grafikerin knüpft gestalterisch an die traditionellen Reiseplakate an, die gerade in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts allgegenwärtig waren.

Der Treno Gottardo-Reiseführer von Transhelvetica ist im SOB-Shop für 10 Franken erhältlich.

Text: Conradin Knabenhans

Das ist Transhelvetica

Transhelvetica ist das einzige Reisemagazin der Schweiz, das sich voll und ganz auf das Inland fokussiert. Es wurde 2010 von Jon Bollmann und Pia Marti gegründet, die damit das Entdecken der Schätze im eigenen Land beliebt machen wollten. Der Name Transhelvetica lehnt sich der lateinischen Sprache an und soll «Durch die Schweiz» bedeuten. Das Magazin erscheint sechs Mal pro Jahr.

Transhelvetica – die Kunst des Reisens

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