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SOB-Fachpersonen für spezielle oder komplexe Aufgaben

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Welche Dienstleistungen erbringt das Kundengeschäft der SOB-Infrastruktur? Was sind die Besonderheiten? Pius Küng, Senior Projektleiter Fahrwegsicherung verrät uns mehr und gibt Einblick in seine Arbeit und Projekte.

Pius, bitte veranschauliche deine Tätigkeiten anhand eines konkreten Beispiels bzw. eines Projekts? Welche Dienstleistungen erbringt dabei das Kundengeschäft der SOB-Infrastruktur?

Ich übernahm für die SBB in der Projektorganisation «Nord-Süd PONS» in Luzern das Mandat als Fachprojektleiter für die Anpassungen der Sicherungsanlagen (SA) im neuen Kantonsbahnhof Altdorf, Sisikon und Flüelen. Innerhalb dieses Multiprojekts arbeitete ich als externer Mitarbeiter der SBB. Die Schnellzüge auf der Nord-Süd-Achse halten nicht mehr in Flüelen, sondern neu in Altdorf, was bis anhin aufgrund der zu kurzen Perrons in Altdorf nicht möglich war.

Bei diesem Multiprojekt betreute ich alle Aufgaben, die mit den Teilbereichen Sicherungsanlagen der RBC-Zelle (Radio-Block-Controller für Level 2-Betrieb), dem Leitsystem Iltis und dem TAG-GBT (Tunnelautomatik Gotthard-Basistunnel) zusammenhängen. Eine besondere Herausforderung war, dass dieser Bereich der Nord-Süd-Achse der SBB im Level 2 (L2) – also ohne optische Signale, sondern mit Führerstandsignalisierung – betrieben wird. Das war für mich Neuland und ich musste mich zuerst mit den Besonderheiten des Level 2 vertraut machen. Der Ablauf eines Projekts im Level 2 unterscheidet sich deutlich gegenüber dem Prozess im Level 1. Zugute kam mir, dass ich die internen Abläufe und Ansprechpartner durch meine vorherige Tätigkeit bei der SBB bereits bestens kannte. Das hat den Einstieg ins Projekt deutlich vereinfacht.

Eine weitere Aufgabe, die ich für die SBB betreuen durfte, war die Aufarbeitung verschiedener «Altlasten» im Bereich Brunnen bis Rynächt. Als ich das Projekt übernahm, waren noch über 250 Gutachterauflagen aus der Erstinbetriebnahme des L2-Bereichs Brunnen-Rynächt 2015 offen.

Wie sieht der Zeithorizont dieses Multiprojekts der SBB aus?

Der Start des Ausführungsprojekts war Anfang 2019. Mein Mandat bei der SBB hat im Frühling 2018 begonnen.

Die ersten Inbetriebnahmen waren Mitte Oktober 2020, nachdem wir im Frühling einen zweimonatigen Lockdown aufgrund von Covid-19 hatten. Ursprünglich waren die ersten Inbetriebnahmen für Mai 2020 geplant. Der Abschluss der Arbeiten zieht sich bis in den Sommer 2021, da die Umbauten an den Gleis- und Perronanlagen in Altdorf sehr umfangreich sind und daher in verschiedene Bauphasen aufgeteilt wurden.

Welche Projektphasen begleitet das Kundengeschäft der SOB-Infrastruktur konkret bei diesem Projekt?

Der Auftrag beinhaltete die Betreuung der Projektphasen Auflageprojekt, Teile vom Bauprojekt und das Ausführungsprojekt.

Wie funktioniert die Projektorganisation?

Durch mein Mandat bin ich in die Organisation des Gesamtprojekts der SBB eingebunden. Unterstützt werde ich dabei im Bereich Sicherungsanlagen durch verschiedenste Fachorganisationen der SBB und der Signalindustrie (Thales, Siemens), die ich im Projekt leite. Mit dem Gesamtprojektleiter der SBB bin ich stets im Austausch – ich schätze die kurzen Kommunikationswege.

Was macht das Arbeiten bei der SOB spannend?

Durch die Tätigkeiten im Kundengeschäft der SOB-Infrastruktur knüpfe ich viele interessante Kontakte mit Personen von anderen Bahnen. Die ständige Erweiterung meines Netzwerks macht meinen Beruf sehr spannend. Ich lerne andere Firmenkulturen, neue organisatorische als auch betriebliche Abläufe und verschiedene Systeme sowie Produkte kennen, die bei der SOB so nicht vorhanden sind.

Während der Projektearbeit werde ich durch den Kunden komplett in die jeweilige Firma integriert. Manchmal fühle ich mich so, als wäre ich tatsächlich ein Mitarbeiter unseres Auftraggebers, bin aber bei der Südostbahn angestellt. Teilweise habe ich sogar einen eigenen Arbeitsplatz bei unserem Kunden.

Pius, bitte erzähle etwas zu deinem beruflichen Werdegang.

Nach meiner Berufslehre als Elektromonteur habe ich mich bei der SBB zum Lokomotivführer ausbilden lassen. Ich arbeitete danach einige Jahre im Lokdepot Erstfeld bei der SBB auf der Nord-Süd-Achse.

Nach einiger Zeit verspürte ich jedoch das Bedürfnis, mich beruflich weiterzuentwickeln. Mir bot sich die Möglichkeit, in der Signalindustrie im Bereich Bahnsicherung Fuss zu fassen. Bei Siemens habe ich während 15 Jahren eine firmenspezifische Fachlaufbahn vollführt und mich bis zum zertifizierten VZPM-Projektleiter IPMA (Verein für die Zertifizierung im Projektmanagement) ausgebildet. Weitere Stationen waren die Zentralbahn als «Leiter Elektrische Anlagen» und die SBB als «Senior Projektleiter Sicherungsanlagen», bis ich zur SOB wechselte, wo ich nun seit mehr als vier Jahren arbeite. Fast zeitgleich entschloss sich die Südostbahn künftig im Kundengeschäft tätig zu werden.

Die Eisenbahn hat mich also praktisch mein ganzes bisheriges Berufsleben begleitet – zuerst aus dem Blickwinkel des Anwenders und danach aus der Sicht des Planers.

Was sind deine typischen Tätigkeiten als Projektleiter? Was gehört zu deinem Job?

Meine Hauptaufgabe im Projekt besteht darin, die verschiedenen Disziplinen und Fachteams der Sicherungsanlage innerhalb vom Projekt zu planen, zu koordinieren und zu überprüfen. Weiter bin ich für die Einhaltung der Qualität, Termine und Kosten gegenüber dem jeweiligen Gesamtprojektleiter verantwortlich. Einen Teil meiner Aufgaben kann ich dabei aus dem Büro erledigen und einige Aufgaben bedingen meine Anwesenheit auf der Baustelle vor Ort. Was mir besonders gefällt: Ich kann mich mit spannenden, technischen Aufgaben auseinandersetzen und erledige nicht nur organisatorische oder administrative Arbeiten.

Wie sieht dein «Wunschprojekt» aus? Was macht einen Projektleiter glücklich und welche Aufgabestellungen interessieren dich?

Mich faszinieren vor allem Projekte mit grossen Bauvolumen, vielen beteiligten Stellen sowie komplexen Schnittstellen und Aufgabenstellungen: Projekte, in denen die ganze Bandbreite des Fachwissens eines SA-Projektleiters aus der Bahntechnik gefragt ist. Mein «Wunschprojekt» wäre die Ablösung der Stellwerkanlagen vom Hauptbahnhof Zürich oder das Betreuen des SA-Projekts Tiefbahnhof Luzern. Das wären schöne Herausforderungen.

Welche Chancen siehst du zukünftig für das Kundengeschäft der SOB-Infrastruktur?

Ich denke das Kundengeschäft der SOB hat gute Chancen, sich im Markt durchzusetzen. Zurzeit fehlt uns noch die Bekanntheit in der «Bahnwelt». Wir bieten Know-how an, das in der Signalindustrie so nicht vorhanden ist.

Unser grosser Vorteil ist, dass wir wissen, wie eine Bahn im Ganzen funktioniert, wir kennen nicht nur einzelne Aspekte daraus. Zusätzlich sind wir unabhängig von Produkten, Systemen sowie Lieferanten. Unseren Kunden bieten wir also eine unabhängige Drittmeinung. Unsere Kunden sind Partnerbahnen und nicht «nur» Kunden – was in der Zusammenarbeit durch den unkomplizierten Austausch deutlich spürbar ist.

Wir werden wohl kaum ein so grosser Player werden wie die Branchenprimus Thales oder Siemens. Das ist aber auch nicht unser Ziel. Wir wollen uns als Fachspezialisten für spezielle oder komplexe Aufgaben im Bereich Fahrwegsicherung in der Schweiz einen Namen machen. Ganz nach dem Motto; Weisst du nicht weiter, ruf die SOB an.

Text: Ramona Schwarzmann
Bilder: SOB

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