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Sie sorgen dafür, dass der Traverso immer am richtigen Ort ist

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Ab dem 12. Dezember betreibt die Schweizerische Südostbahn AG mit Aare Linth eine zweite Fernverkehrslinie. Auf die Mitarbeitenden der SOB-Transportleistelle kommt eine komplexe Aufgabe zu.

Mit einer gewissen Leichtigkeit ist der «Traverso» der Südostbahn auf den Schweizer Schienen unterwegs. Galant schmiegt er sich in die Landschaft und zieht mit dem kupferfarbenen Äusseren viele Blicke auf sich. Doch das einfache Fahren des Zuges täuscht: Im Hintergrund arbeiten für jede einzelne Verbindung dutzende Personen, um den Zug sicher, sauber und pünktlich verkehren zu lassen.

Bei der SOB gehört dazu auch die Transportleitstelle. Fast rund um die Uhr verplanen die 24 Mitarbeitenden in Herisau schweizweit die SOB-Fahrzeuge, Lokführerinnen und Lokführer sowie Kundenbegleiterinnen und Kundenbegleiter. Das Team ist verantwortlich, dass überall dort, wo und wann immer notwendig, das Personal für einen Zug zur Verfügung steht.

Mehr Linien, mehr Aufgaben

Mit der Einführung des Treno Gottardo im Dezember 2020 hat die Transportleitstelle einen ersten Meilenstein geschafft. Nun kommen ab dem 12. Dezember 236 weitere Bahnkilometer zwischen Bern und Chur dazu, die sie im Blick behalten. Zwar obliegt die Betriebsführung – also die Freigabe der entsprechenden Strecken oder die Konzepte im Störungsfall – der SBB. Doch die Disposition des Personals und der Fahrzeuge bleibt in Herisauer Händen.

Welcher Traverso verkehrt am nächsten Morgen als erstes von Luzern nach St. Gallen? Ein Fall für die Transportleitstelle. Wegen einer ausserordentlichen Störung wenden Züge vorzeitig in Pfäffikon SZ und die Kundenbegleitung übernimmt wieder einen Zug von «Aare Linth» nach Chur statt Bern? Ein weiterer Fall für die Transportleitstelle. Bei einem Zug geht ein Scheibenwischer kaputt, der dringend in einem Service-Zentrum repariert werden muss? Die Planung der Rückfahrt ins Depot – man ahnt es – wieder ein Fall für die Transportleitstelle. Während die Transportplanung der Abteilung Bahnproduktion die lang- und mittelfristige Verfügbarkeit der Ressourcen sicherstellt, ist die Transportleitstelle für alles Kurzfristige zuständig.

Im November haben die Verantwortlichen der Südostbahn alle Mitarbeitenden der Transportleitstelle für «Aare Linth» geschult. Welches sind die neuen Ansprechpartner in der Zusammenarbeit mit der SBB? Welches Personal ist für welche Streckenabschnitte geschult? Und was muss in möglichen Störungsfällen beachtet werden? Das Ziel des Trainings: Im Überraschungsmoment rasch und sicher reagieren zu können – immer im Dienste der betroffenen Kunden.

Der korrekte Zug an der Anzeigetafel

Ein Beispiel zeigt die Vielfalt der Aufgaben: Wird bei einem Streckenunterbruch auf einer SOB-Verbindung des IR35 ein SBB-Doppelstockzug statt eines SOB-Traverso eingesetzt, dann sorgt die Transportleitstelle etwa auch dafür, dass die korrekten Informationen zum Rollmaterial dem IT-System für die Anzeigetafeln an den Bahnhöfen weitergegeben werden. Dafür mussten nicht nur die verschiedenen Rollmaterial-Typen der SBB ins SOB-System integriert werden, die Mitarbeitenden der Transportleitstelle müssen diese auch kennen und etwa die Wagenreihung von erster und zweiter Klasse im Blick haben.

Diese Aufgabe mag wie ein Detail erscheinen, hat aber – nebst der Kundenzufriedenheit – einen ganz praktischen Nutzen: Wissen die Fahrgäste schon im Vorfeld, wo sie ungefähr in einen Zug einsteigen müssen, dann reduziert sich das eilige Herumwuseln auf dem Perron und es steigt die Pünktlichkeit.

Aber bei aller Erfahrung und dem eigenen Anspruch, die Aufgaben stets optimal zu lösen, wissen die Mitarbeitenden der Transportleistelle auch: Selbst wenn die Abläufe bestens geübt sind, ist jede einzelne Situation wieder eine neue Herausforderung. Jeden Tag werden deshalb künftig auf der neuen Fernverkehrslinie «Aare Linth» die Leistungen analysiert und Problemfelder diskutiert: Und dann wird der IR35 – ganz so wie der Treno Gottardo inzwischen auch – für die SOB-Mitarbeitenden und die Kundinnen und Kunden einfach zum Alltag dazugehören.

Text: Conradin Knabenhans

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