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Partner auf der Schiene, Gegner auf dem Eis: Wenn die «South East Railway Owls» der SOB auf Stadler treffen

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Ist der Zusammenhalt bei der Arbeit gut, unternimmt man auch in der Freizeit gerne etwas zusammen. Bei der Südostbahn werden die Kräfte auch auf dem Eis gemessen. Für einmal in einem richtigen Hockey-Tempel: Der Zürcher Swiss Life Arena mit 12'000 Plätzen.

Draussen zieht gerade ein Traverso an der Zürcher Swiss Life Arena vorbei, während sich die SOB-Eishockey-Mannschaft schon nach wenigen Spielsekunden ein erstes Mal geschlagen geben muss. 1:0 führt die Eishockey-Mannschaft von Stadler gegen die «South East Railway Owls». Lokführer Simon Kamm kann sich ein kurzes Fluchen nicht verkneifen: «Wechselfehler! Wir haben schlecht gewechselt, das wurde ausgenutzt.» Verflogen sind Anspannung und Ehrfurcht in diesem Moment. Vergessen, wo dieses Plauschspiel stattfindet - jetzt zählt nur noch der sportliche Ehrgeiz.

Vor dem Spiel in der Garderobe der «Owls». Bei der SOB-Eishockeymannschaft herrscht konzentrierte Vorfreude. Die Schläger werden mit frischem Tape ausgerüstet, der Helm noch einmal justiert. Als Motivationsschub gibt es AC/DC auf die Ohren.

Normalerweise spielt das Team auf anderen Eisfeldern: St. Gallen, Zuchwil, Arosa. Doch heute ist Hockeytempel-Feeling angesagt. 12'000 Plätze umfasst das eben erst eröffnete neue Heimstadion der ZSC Lions, viel Beton prägen den Bau des Büros Caruso St John Architects. Steril und kühl? Mitnichten. Die steilen Rampen sorgen selbst bei leerem Stadion für eine einmalige Atmosphäre, die Aussicht auf das Eisfeld selbst in der obersten Reihe des 33 Meter hohen Stadions grandios.

Dass die «South East Railway Owls» hier gegen das Team von Stadler spielen darf, ist einem glücklichen Zufall geschuldet.

Privates Glück sorgt für Hockey-Spektakel

Einer neuen SOB-Mitarbeiterin fällt das Team in einer Matchvorschau der SOB-Mitarbeitendenzeitschrift auf, ihr Partner spielt im Hockeyteam von Stadler. Gegeneinander haben die Mannschaften noch nie gespielt – eigentlich erstaunlich, sind doch Stadler und die SOB Partner auf der Schiene und so täglich «gemeinsam» unterwegs. Stadler wiederum ist einer der Hauptsponsoren der ZSC-Lions und ihr Chef, Peter Spuhler, einer der Stadion-Investoren. Als ehemaliger Eishockeyspieler hat Spuhler die Liebe zum Eissport auch als Unternehmer und Politiker nie aufgegeben. Und so kommt es, dass die Stadler-Mannschaft etwas Eiszeit in der neuen Arena mieten kann und die SOB zum Spiel lädt. Zwei Stunden dauert das Abenteuer Profi-Eis.

Das Resultat ist zweitrangig, auch wenn die elf Spieler der «South East Railway Owls» ihre Haut gerne etwas teurer verkauft hätten. Die Stadler-Spieler agieren auf dem Eis etwas schneller, bringen allerdings auch etwas das grössere Team mit. Kurz vor der Pause gelingt Thomas Hauser der Anschlusstreffer. Hauser arbeitet bei der SOB als Applikationsbetreuer, sorgt etwa dafür, dass die richtigen Durchsagen im Zug ertönen. Den Stolz über den erzielten Treffer kann er beim Pausengespräch nicht ganz verbergen, auch wenn er ganz Sportsmann zu Protokoll gibt: «Ich hätte lieber den entscheidenden Pass für einen Kollegen gespielt.»

Mehr Spieler gesucht

Genau darum geht es: Spass am Spiel mit Freunden, keine sportliche Verbissenheit. Die «South East Railway Owls» sind einer von mehreren Clubs und Vereinen von SOB-Mitarbeitenden, die sich auch in der Freizeit treffen. Es wird gemeinsam gewandert, Ski gefahren und wohl bald auch musiziert. Organisatorisch ist das bei den «Owls» nicht immer ganz einfach mit den Dienstplänen unter einen Hut zu bringen, gerade weil bis auf wenige Ausnahmen die meisten als Lokführer tätig sind – und ohnehin bis auf einen Neuzugang alle im Geschäftsbereich Transport der SOB tätig sind. Lokführer und «Owls»-Gründungspräsident Thomas Furgler – Spielername «Fugi Sr.» – wünscht sich deshalb für das Hockey-Team Verstärkung von den Kollegen «aus dem Büro».

Der abteilungsübergreifende Zusammenhalt wächst in der Freizeit und schlägt sich im gemeinsamen Alltag nieder: Wer sich kennt, arbeitet gemeinsam besser. Während auf dem Eisfeld das nächste Tor zählt, ist es während der normalen Arbeitszeit ein anderes Ziel: Die Fahrgäste pünktlich und sicher ans nächste Ziel zu bringen. Einige davon dürften Hockeyfans sein, der IR35 «Aare Linth» der SOB hält in Zürich Altstetten quasi direkt vor dem Stadion. Ehrensache, dass die meisten Spieler für ihr einmaliges Spiel auch mit dem Zug angereist sind.

Text und Bilder: Conradin Knabenhans

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