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Herausforderungen und Erfolge: Die Entwicklung des Kundengeschäfts der SOB-Infrastruktur

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Im Jahr 2017 hat sich Pius Küng dazu entschieden, als Senior Projektleiter Fahrwegsicherung im Kundengeschäft der SOB-Infrastruktur einzusteigen. Damals ein Team von vier Personen. Anfangs war Pius ein bisschen skeptisch. Er hat sich aber trotzdem sieben Jahre vor seiner Pension entschieden, ein neues Abenteuer anzutreten. Heute sind zehn Fachexperten in verschiedenen Funktionen inklusive der Leitung durch André Rüegg für das Kundengeschäft tätig. Pius Küng blickt kurz vor seiner Pensionierung zurück und weiss, dass es die richtige Entscheidung war, vor sieben Jahren den Schritt ins Unbekannte gewagt zu haben.

Aller Anfang ist schwer

Dass ein Bahnunternehmen und eine Infrastrukturbetreiberin wie die Südostbahn Dienstleistungen für andere Bahnen anbietet, war neu. Das Kundengeschäft der SOB-Infrastruktur trat mit dem Angebot für Projektabwicklungen in den Bereichen der Gesamtprojektleitung, der Fahrwegsicherung und Fahrstromanlagen für andere Bahnen in den Markt ein und konkurrenzierte so direkt mit Ingenieurbüros. Auf dem Markt empfing man den neuen Player nicht mit offenen Armen. Mitbewerber wollten das Kundengeschäft der SOB-Infrastruktur gar vom Markt drängen, mit dem Argument, dass ein vom Staat subventioniertes Unternehmen nicht in Konkurrenz treten darf. Natürlich kam Gegenwehr von der SOB und diese belegte, dass sich das Kundengeschäft selbstfinanziert. «Anfangs waren auch potenzielle Kunden, also andere Bahnen, skeptisch und wollten aus diesem Grund nicht mit uns zusammenarbeiten», berichtet Pius. Entscheidend war aber auch die Botschaft des Bundesamts für Verkehr (BAV), die Innovationen von privaten Bahnen sogar forderte. Im Jahr 2019 war die Skepsis im Markt vom Tisch. Dennoch kein einfaches Unterfangen für das Team des Kundengeschäfts. Die Fachexpert/-innen sind zwar in der Branche bekannt und konnten von ihrem Netzwerk profitieren, aber die Knochenarbeit hat begonnen, indem sie das Kundengeschäft erst bekannt machen mussten. Sie führten viele Gespräche, um ihre Dienstleistungen zu präsentieren.

Auch SOB-intern war es für das Team des Kundengeschäfts nicht einfach. «Irgendwie gehörten wir nicht richtig dazu. Anfangs wurden wir gar nicht wahrgenommen», erinnert sich Pius. Das Team konnte die Prozesse, wie sie im Projektmanagement der SOB gelebt werden, nicht einfach übernehmen. Sie haben sich einen eigenen «Werkzeugkoffer» erarbeitet, um auf dem Markt agieren zu können.

Von der Bahn für die Bahn

Mittlerweile hat sich das Kundengeschäft gut auf dem Markt etabliert. Nach inzwischen sieben Jahren hat das Team mit und rund um André Rüegg einen grossen Kundenkreis für sich gewinnen können, für den sie arbeiten dürfen. Darunter auch die grossen Bahnen wie zum Beispiel die SBB, BLS oder RhB. «Wir sind nun jemand in der Bahninfrastrukturbranche», sagt Pius. Der grosse Vorteil: Durch die Tätigkeit bei einer Infrastrukturbetreiberin kennen die Fachexpert/-innen des Kundengeschäfts die Bahn und deren betrieblichen Anforderungen und Abhängigkeiten aus erster Hand. Sie wissen, welche Technologien und Systeme sich bewähren. Weiter sind sie von der Lieferindustrie und deren Technologinnen völlig unabhängig und können daher dem Kunden immer genau das vorschlagen, was am besten passt. Es gibt keine leeren Versprechen, denn was sie anbieten, das funktioniert.

«Oft werden Bahnunternehmen bzw. auch deren Technologien als etwas träge wahrgenommen», weiss Pius. Doch im Kundengeschäft gibt es keine Langeweile. André Rüegg und sein Team beobachten den Markt genau und beurteilen, in welchen Bereichen sie sich spezialisieren. «Man kann nicht jedem Trend nachgehen», erklärt Pius. In den letzten Jahren beschäftigte sich Pius stark mit ETCS Level 2 (Führerstandsignalisierung) im Rahmen der Abschlussarbeiten im Gotthard Basistunnel der SBB. André Rüegg setzt sich beispielsweise stark mit neuen IT-Netzwerken für die Bahntechnik auseinander, um die Systeme gegen aussen abzusichern. All dieses Wissen können sie an Bahnen weitergeben. Auch zum Thema Nachhaltigkeit kreisen einige Gedanken; ob sich daraus ein Geschäftsfeld ergibt, wird der Markt und die Industrie zeigen.

Pensionierungswelle steht bevor

Pius Küng berichtet über die vergangenen sieben Jahre mit viel Euphorie. In den Ruhestand geht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Seine Nachfolge ist geregelt. Jedoch spürt auch das Kundengeschäft der SOB-Infrastruktur den Fachkräftemangel. Erschwerend kommt hinzu, dass eine Pensionierungswelle in der Branche bevorsteht. Dieses Know-how gilt es zu sichern. «Es liegt auch an den Bahnunternehmen, auf potenzielle Fachkräfte zuzugehen und diese für die Bahnbranche zu motivieren», versichert Pius. Für seinen Nachfolger, Andreas Aschwanden, hat Pius folgenden Rat: «Manchmal entwickeln sich Projekte anders als erwartet, übe dich in Gelassenheit und positioniere den Kunden stets an erster Stelle.» Dies unterstreicht das Qualitätsversprechen des Kundengeschäfts der SOB-Infrastruktur.

Text: Ramona Schwarzmann
Bilder: SOB / Daniel Ammann

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