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Eine neue Biodiversitätsfläche für Brunnadern

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Eine Grünfläche der Südostbahn oberhalb des Bahnhofs Brunnadern-Neckertal wurde bis vor zwei Jahren verpachtet und als Gemüsegarten genutzt. Nachdem das Pächter-Ehepaar verstorben war, verwucherte der Garten. Nun soll die Fläche der SOB zukünftig der Biodiversität dienen und dadurch einen Nutzen für die Natur, aber auch für die Bevölkerung haben. Bei der Umgestaltung angepackt haben die Schülerinnen und Schüler der 1. Oberstufe Neckertal.

Projekt für die Neugestaltung

Die Leitung des Projekts liegt bei Gianin Beeli, Praktikant in der Netzentwicklung bei der SOB. Er hat im Herbst 2024 das Grobkonzept für die Umgestaltung entworfen und nach entsprechenden Hinweisen der Gemeinde Neckertal den Kontakt zur Oberstufe Neckertal hergestellt. Diese war interessiert, sich an der praktischen Umsetzung zu beteiligen. Als ausgebildeter Umweltingenieur bringt Gianin das fachliche Wissen ebenso wie die kommunikativen Fähigkeiten mit, die für die Leitung dieses Projekts wichtig sind. Die Abteilung Instandhaltung der SOB übernahm die forstlichen Vorarbeiten und stellte das Astmaterial zur Nutzung für die Biodiversitätsfläche zur Verfügung. Das Abtragen der Oberschicht und Einsetzen eines geeigneten Substrats (Magersubstrat) wurden durch eine Gartenbaufirma ausgeführt. Die konkrete Umgestaltung in eine Biodiversitätsfläche erfolgte in Zusammenarbeit mit der ersten Oberstufe Brunnadern-Neckertal unter der Leitung von Gianin Beeli.

Die Umsetzung: Eine Gelegenheit für praxisnahen Unterricht

Das Projekt der SOB ergab für die Lehrpersonen eine wertvolle Gelegenheit, einen praktischen Arbeitseinsatz in ihre Projektwoche zum Thema Biodiversität zu integrieren. Das Thema stand im Unterricht im Fokus, und die Schülerinnen und Schüler setzten das angeeignete Wissen bereits im Schulzimmer um, indem sie «ihren eigenen Garten planten». Im Modell gestalteten sie mit Elementen ihrer Wahl eine Biodiversitätsfläche im Kleinformat – mit viel Kreativität und Liebe zum Detail, wie die beiden Lehrerinnen erzählen.

Für die SOB erstellten die Schülerinnen und Schüler parallel dazu Zeichnungen und Texte zu den Strukturelementen, welche die SOB auf Tafeln druckt. Diese werden auf der Fläche aufgestellt und dienen der Information und Sensibilisierung der Bewohnerinnen und Bewohner. Das Highlight der Projektwoche der 1. Oberstufe war für viele der praktische Einsatz. Alle packten mit Begeisterung an, hackten, schaufelten und sägten um die Wette. Auf diese Weise erlebten sie das Thema nicht nur theoretisch im Unterricht, sondern konnten selbst Hand anlegen. Und sie können zukünftig beobachten, wie sich «ihre» Fläche verändert. Der Projektleiter Gianin Beeli bereitete die Fläche und die Platzierung der Strukturelemente vor, wies an und unterstützte, wo nötig. Ihn freut besonders, «mit wie viel Motivation und Begeisterung die Schülerinnen und Schüler anpackten».

Eine Fläche für die Bevölkerung

Nicht nur bei der Oberstufe Neckertal stiess das Projekt auf grosses Interesse, auch die Bevölkerung reagiert mit Freude darauf, dass auf der verwilderten Fläche etwas Schönes und Wertvolles entsteht. Wer während der Umgestaltung vorbeispazierte, verlangsamte den Schritt, blieb stehen, beobachtete das fleissige Treiben oder erkundigte sich bei Lehrpersonen oder Projektleiter nach dem Vorhaben. Ein Korrespondent des Toggenburger Jahrbuchs schaut vorbei. Er erzählt die Geschichte dieser Fläche, erinnert sich an das Pächter-Ehepaar, den Garten, die prächtigen Bohnen, die hier gewachsen seien. Er bedauerte die Verwahrlosung und freut sich nun umso mehr über die Aufwertung. Darüber müsse er doch etwas schreiben, meint er.

Naturnahe Pflege

Um den Wert der Biodiversitätsfläche zu erhalten, muss sie auch zukünftig gepflegt werden. Der Unterhalt erfolgt naturnah. Das bedeutet beispielsweise, dass die Magerwiese nur ein bis zwei Mal pro Jahr gemäht und auf Dünger verzichtet wird. Gebietsfremde Arten – sogenannte Neophyten – werden bekämpft, weil sie sich rasch und auf Kosten einheimischer Arten vermehren können. Geplant ist, dass die Schülerinnen und Schüler die Elemente auf der kargen Fläche, der sogenannten Ruderalfläche, unterhalten, indem sie beispielsweise die Sträucher schneiden oder die Benjeshecke mit Astmaterial ergänzen.

Ein Win-win-win-Projekt

Mit der Umgestaltung in eine Biodiversitätsfläche und der zukünftigen naturnahen Pflege ist das Projekt, dem sich Gianin Beeli während seines Praktikums widmet, ein Gewinn in jeder Hinsicht: Einheimische Pflanzen und Tiere profitieren und damit die Biodiversität. Die Schülerinnen und Schüler eigneten sich wertvolles Wissen an und konnten dieses auf der Fläche umsetzen. Die Gemeinde und deren Bevölkerung gewinnen eine wertvolle biodiverse Fläche und die SOB beweist ihr Engagement für die Umwelt.

Die Elemente im Detail

Benjeshecken: Diese Hecken, bestehend aus dünnerem Gehölzschnitt – Ästen und Zweigen – und bieten vielen Nützlingen Schutz und ein Zuhause.
Sandlinsen: Aus Sand angelegte Linsen sind insbesondere für Eidechsen und Wildbienen bevorzugte Nistplätze.
Steinhaufen: Steine in Kombination mit Totholz bieten Reptilien und Schmetterlingen Versteck- und Sonnenplätze, für Igel und Hermelin sind sie als Unterschlupf willkommen.
Asthaufen: Als Kleinstruktur sind Asthaufen bei Kleinsäugern, Amphibien, Reptilien und Insekten beliebt. Sie nutzen diese als Winterquartier, Unterschlupf und Nahrungsquelle.
Feuchtstandort: Im Gegensatz zu der sonst kargen Fläche, welche im Sommer phasenweise austrocknen wird, bietet der Standort mit kleiner Wasserquelle Lebensraum für feuchtigkeitsliebende Tiere und Pflanzen. Auch Insekten sind in trockenen, heissen Phasen auf solche Wasserquellen angewiesen.
Nistkästen: Im handwerklichen Unterricht haben die Schülerinnen und Schüler zwei Nistkästen gebaut, die nun an zwei Bäumen auf Bewohner warten.
Ruderalfläche: Diese Flächen dienen lichtbedürftigen Pionierpflanzen und vielen Wildbienen- und anderen Insektenarten als Lebensraum.
Magerwiese: Ergänzt werden diese Elemente durch eine artenreiche Wiesenfläche. Eine Magerwiese passt mit ihren Bedürfnissen optimal zum kargen, nährstoffarmen Standort. Auf ihnen gedeihen häufig 40 oder mehr Pflanzenarten, was sie zu einem der wertvollsten Lebensräume für Wildbienen macht.
Sitzbank: Geplant ist auch die Platzierung von einem oder zwei Holzbänken; von dort aus können Interessierte die Arten in Ruhe beobachten.
Kiesweg: Der aus lokalem Kies bestehende Weg führt Interessierte zu den verschiedenen Elementen der Biodiversitätsfläche.

Text: Esther Volken und Gianin Beeli
Bilder: SOB

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