Einblick

Effizienteres Arbeiten bei der SOB dank Kettenzugbalancer

| Einblick

Schwere Lasten schleppen war gestern. Ob Frau oder Mann, ob stark oder schwach: Heute kann jede Person im Service-Zentrum in Samstagern auch schwere Lasten transportieren. Möglich macht dies ein Kettenzugbalancer.

Es ist laut, riecht nach Metall und frisch ist es hier im Service-Zentrum in Samstagern ebenfalls. Die Mitarbeitenden der Schweren Instandhaltung mit ihren Schlagschraubern sind unüberhörbar. Hier im Service-Zentrum zeigt und erklärt uns Thomas Reuteler, Leiter Schwere Instandhaltung, den neuen Kettenzugbalancer. Doch: Was ist ein Kettenzugbalancer und wo setzen ihn die Mitarbeitenden im Service-Zentrum ein?

Ein Kettenzugbalancer ist ein Gerät, das hilft, Material intuitiv vom einen zum anderen Ort zu transportieren. Im Unterschied zum bisher eingesetzten Hallenkran bietet der Kettenzugbalancer in den Drehgestell-Revisionsstrassen wesentliche Vorteile. Früher wurden die schweren Komponenten am 16-Tonnen-Hallenkran befestigt und mittels Funkfernsteuerung zum gewünschten Ort transportiert. Die Verfahr-Richtung war dabei immer auf eine Richtungsachse beschränkt. Mit dem Kettenzugbalancer hingegen lässt sich diese Arbeit wesentlich effizienter erledigen. Mit ihm und in Kombination mit dem äusserst leichtgängigen Leichtkransystem ist es möglich, das angehängte Objekt mit der Hand am Handgriff oder im Lastführmodus direkt an der Last anzuheben und damit in allen Richtungen gleichzeitig zu verfahren. Die Mitarbeitenden können so das angehängte Material auf dem kürzesten Weg zwischen zwei Punkten mit minimalem Kraftaufwand – beispielsweise auch nur mit zwei Fingern – transportieren. Die intelligente Steuerung des Kettenzugbalancers erkennt und regelt das Gewicht des Bauteils automatisch. Thomas Reuteler meint, dass nach einer kurzen Einführung und einigen Übungssequenzen jede Person den Kettenzugbalancer bedienen könne.

Effizienteres Arbeiten möglich

Wie viel schneller die Arbeitsschritte am Drehgestell ablaufen, ist deutlich sichtbar. Dank dem Kettenzugbalancer, der bis zu 160 Kilogramm schwere Lasten heben kann, führen die Mitarbeitenden der Schweren Instandhaltung die Kranarbeiten etwa doppelt so schnell aus als früher.

Effizienz und Ergonomie – kein Widerspruch

Im Service-Zentrum in Samstagern arbeiten die Mitarbeitenden der Schweren Instandhaltung täglich an Drehgestellen. Das Durchschnittsalter der Drehgestell-Spezialisten liegt bei über 50 Jahren, was eher hoch einzustufen ist. Im Hinblick auf die zukünftig zu revidierenden Mengen an Drehgestellen, hilft der Kettenzugbalancer nicht nur die Effizienz zu erhöhen, sondern auch die Mitarbeitenden ergonomisch zu entlasten. Reuteler sagt: «Auf den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz gibt die SOB besonders acht. Dank regelmässigem Beobachten der Arbeitssituationen und verschiedenen Workshops können wir die Arbeitsabläufe und Ergonomie ständig verbessern. Ein Ergebnis daraus ist der Kettenzugbalancer, der uns die Arbeit täglich erleichtert.»

Arbeiten am Drehgestell

Die Mitarbeitenden der Schweren Instandhaltung revidieren die Drehgestelle regelmässig. Beim Flirt 1 und 2 werden die Triebdrehgestelle nach einer Million Kilometer und die Laufdrehgestelle nach eineinhalb Millionen Kilometer ausgebaut, komplett zerlegt und revidiert.

Beim Flirt 3 und dem Traverso folgen die Komplettzerlegungen dank Weiterentwicklung und Betriebserfahrung bei den Triebdrehgestellen nach zwei Millionen und bei den Laufdrehgestellen nach drei Millionen Kilometern. Dabei werden die Einzelteile gewaschen, kontrolliert und aufgearbeitet. Verschleissteile ersetzen die Mitarbeitenden durch neue. Bevor sie das Drehgestell wieder am Fahrzeug verbauen, testen die Mitarbeitenden auf dem Drehgestell-Prüfstand unter Prüflast relevante Masse der Drehgestell-Geometrie und messen die Radaufstandskräfte, um festgelegte Toleranzen für die Radlastdifferenzen einzuhalten.

Ob nach einer Million Kilometer oder nach drei Millionen Kilometern: Die Mitarbeitenden der Schweren Instandhaltung möchten den Kettenzugbalancer in der täglichen Arbeit mit Drehgestellen nicht mehr missen.

Text: Mara Hollenstein, Lernende Kauffrau
Bilder: Jeannine Fisch und Thomas Reuteler
Video: Mara Hollenstein, Lernende Kauffrau

Das Drehgestell

Ein Drehgestell ist ein Laufwerk eines Schienenfahrzeuges, bei dem Radsätze in einem gegenüber dem Wagenkasten drehbaren Rahmen gelagert werden. Es gibt unterschiedliche Drehgestelle, beispielsweise für Lokomotiven, Güter- oder Reisezugwagen. Sie unterscheiden sich hauptsächlich bei der Tragkraft, Geschwindigkeit und dem Komfort. Ein Drehgestell besteht aus einem Rahmen, an dem alle weiteren Teile wie Radsätze, Federung und Dämpfer befestigt sind. Bei angetriebenen Drehgestellen sind meist auch die Motoren und Getriebe im Drehgestell untergebracht.

nach oben