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Die versteckten Aufgaben des SOB-Lokpersonals

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Alles wie immer und trotzdem ist jeder Tag anders. Mit dem gleichen Ablauf startet Daniel Hauser, Lokführer der SOB, seine Schicht. Diese kann sich jedoch blitzartig ändern. Ein Einblick von der Fahrzeugübernahme bis zum Losfahren des Zuges.

Daniel Hauser ist ausgebildeter Lokführer bei der SOB. Bevor er die interne Umschulung, die sogenannte Deltaschulung, mit sieben weiteren Lokführerkolleginnen und Kollegen absolvierte, arbeitete Daniel als Airline-Pilot bei der Swissair und der Edelweiss Air. Ende Oktober 2021 absolvierte er die Einsatzprüfung zum Lokführer und ist seit diesem Zeitpunkt im selbständigen Fahrdienst bei der SOB tätig.

Jeder «normale» Arbeitstag von Daniel Hauser ändert sich bei einer Unregelmässigkeit sofort. Für Daniel heisst es dann, einen kühlen Kopf zu bewahren. Das ist oft leichter gesagt, als getan. Diverse Anleitungen helfen ihm im Störungsfall weiter. Sie bringen einen roten Faden in seine Arbeit und sorgen in unerwarteten Situationen dafür, dass nichts vergessen geht.

Abwechslungsreiche Arbeit

Die Arbeit im Führerstand bringt Vor- und Nachteile mit sich. Auch wenn Daniel Hauser die sozialen Kontakte bei der Arbeit vermisst, freut er sich beim Aufstehen auf den bevorstehenden Tag. Er meint, dass ihm die Natur sehr viel Freude bereite und ihn das bei der Arbeit motiviere. Die schönen Landschaften mit ihren Raubvögeln, Füchsen und Rehen, aber auch die bezaubernden Sonnenauf- und Untergänge seien unbeschreiblich. Das Wetter bringt Abwechslung in den Alltag. Bei einem Gewitter ist das Fahren beispielsweise anders als bei Schnee oder bei Sonnenschein. Auch das Fahren bei Nacht oder Tag ist unterschiedlich.

Trotz der schönen Aussicht aus dem Führerstand erfordert die Arbeit von Daniel Hauser viel Konzentration. Er müsse bereit sein, um auf Unerwartetes zu reagieren. Deshalb braucht Daniel Hauser eine gute Beobachtungsgabe. Besonders an Bahnhöfen muss er wachsam sein und mögliche Gefahren im Auge behalten. Die Passagiere lassen sich beispielsweise schnell durch ihre Smartphones oder andere elektronische Geräte ablenken.

Vorbereitung ist das A und O

«Die Vorbereitung ist alles», sagt Daniel Hauser. Als Lokführer gibt es unterschiedliche Arbeitsschichten. Ob Morgen- oder Nachtdienst, die Vorbereitungen sind immer die gleichen. Auch der Pikett- bzw. Reservedienst ist bei der SOB gefragt. Das Lokpersonal ist auf Abruf bereit, um für einen Einsatz einer Kollegin oder eines Kollegen einzuspringen. Dies kann etwa bei kurzfristigen Personalausfällen oder Störungen der Fall sein.

Daniel Hauser erhält einen Zugang zum System RailOpt. Es ist das Hauptinstrument zur Vorbereitung. Via iPad loggt sich Daniel Hauser ein und gelangt so an alle wichtigen Informationen für den bevorstehenden Einsatz. Er sieht beispielsweise wann seine Schicht beginnt, wann er Pause hat und wann der Feierabend ansteht. Die erwähnten Vorschriften finden sich ebenfalls im RailOpt im Bereich «Dokumente».

Teamwork

Im RailOpt schaut Daniel Hauser nach, mit welchem Team, also welchen Kundenbegleiter/-innen er bei seiner Schicht unterwegs ist. Er sieht auch, welche Kollegin oder Kollege die Schicht davor und danach übernimmt. Eine vorliegende Telefonliste des jeweiligen Teams ermöglicht es Daniel Hauser, wichtige Informationen auf schnellstem Weg weiterzugeben.

Alle Lokführer/-innen prüfen vor dem Arbeitsbeginn, in welchem Zustand sich der Zug befindet. Gibt es Störungen wie beispielweise eine defekte Tür? Es ist wichtig, dass Daniel Hauser über solche Dinge informiert ist, bevor er die Fahrgäste von A nach B transportiert.

Damit der Zug für die Reisenden am Bahnhof zur Abfahrt bereit ist, muss er zuerst am richtigen Ort stehen. Daniel Hauser rangiert die Züge, je nach Bedarf, auf das vorgegebene Gleis. Damit er nicht alle Gleisnummern in den Bahnhöfen lernen muss, öffnet er im RailOpt den gewünschten Bahnhofsplan. Dort sieht er alle betrieblich definierten Nummern der Gleise und führt den Zug rechtzeitig ans Perron.

Auf die Plätze, freie Fahrt und los

Steht das Fahrzeug auf dem richtigen Gleis und ist bereit loszufahren, prüft Daniel Hauser am Hauptsignal, ob die Strecke freigegeben ist und die Weichen korrekt gestellt sind. Er vergewissert sich, ob das Zugbeeinflussungssystem eine Abfahrt ebenfalls zulässt. Sind alle Fahrgäste eingestiegen und ist die Abfahrtszeit erreicht, schliesst Daniel Hauser die Türen, kontrolliert noch ein letztes Mal das Signal und fährt gemäss den Fahrplandaten los. Jetzt rollt der Zug und wir wünschen eine gute Fahrt!

Text: Leonie Bleiker, Lernende Kauffrau EFZ
Bilder: SOB, Fotograf: Daniel Ammann

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