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Vom Kindheitstraum in den Führerstand

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In modernen Fahrzeugen Zugreisende quer durch die Schweiz bringen und dabei die Natur von ihrer schönsten Seite kennenlernen: Das ist Teil des Alltags von Lokführerinnen und Lokführern. Die Südostbahn bietet neben Stellen für ausgebildetes Lokpersonal auch eine Zweitausbildung an. So erfüllte sich schon so mancher Kindheitstraum.

Von den Werkstätten auf die Schienen: Eric Egger, gelernter Produktionsmechaniker, arbeitet als Lokführer bei der Südostbahn. Sein Hobby ist seit Kindertagen die Eisenbahn. «Lokführer zu werden, war schon von klein auf mein Traum. Als ich eines Tages einen Bericht über die Zweitausbildung gelesen hatte, packte ich die Chance und bewarb mich bei der Südostbahn», sagt Eric. Nach Büffeln von Theorie, praktischem Training und diversen Prüfungen ist  Eric seit Dezember 2022 als Lokführer auf den SOB-Linien unterwegs.

Erster Schritt zum Traumberuf

Vor der Ausbildung zur Lokführerin oder zum Lokführer lernen Interessierte den Beruf an der Informationsveranstaltung kennen. Dort stellen SOB-Mitarbeitende den Beruf vor. Die Teilnehmenden haben die Möglichkeit, ihre Fragen ausgebildetem Lokpersonal zu stellen. «Einige merken bereits an der Informationsveranstaltung, dass dieser Beruf doch nichts für sie ist. Sei es aufgrund der Tätigkeit selbst oder aufgrund medizinischer Bedingungen, beispielsweise normales Farbsehen», sagt Nadja Enzler, Leiterin Ausbildung Lokpersonal.

Wenn im Anschluss an die Informationsveranstaltung immer noch alles passt, haben die Interessierten gleich vor Ort die Möglichkeit, ihre Prioritäten bezüglich Dienstort anzugeben. Dieser wird bei der Vertragsunterzeichnung definitiv festgelegt. Bis dahin stehen allerdings noch ein Eignungstest, der verkehrspsychologische und der medizinische Tauglichkeitstest sowie zwei Bewerbungsgespräche an.

Ist Lokführer/-in dein Traumberuf?

Die Südostbahn sucht Lokpersonal. Du bist pflichtbewusst, technikaffin, hast Freude an abwechslungsreichen Tagen und willst die Natur von ihrer schönsten Seite erleben? Dann informiere dich unter www.sob.ch/lf-zweitausbildung.

Am 20. April 2024 kannst du den Beruf am «Tag des offenen Führerstandes» in Einsiedeln von 11 bis 16 Uhr kennenlernen. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Bist du bereit für eine Bewerbung, dann melde dich für einen Informationsanlass an. Der nächste Informationsanlass findet am 22. April 2024 in Altdorf, Uri, statt.

In elf Monaten Lokführer/-in werden

Die elfmonatige Grundausbildung startet mit einem theoretischen Teil. Das auszubildende Lokpersonal lernt dabei Fahrdienstvorschriften, Betriebsvorschriften und Weisungen kennen. Die Theorie unterscheidet sich je nach Eisenbahnverkehrsunternehmen. «Dieser Teil hatte es in sich», sagt Eric schmunzelnd. Mit dem darauffolgenden Praxisteil wende man das Gelernte allerdings direkt an.

Die praktische Ausbildung startet nach drei Monaten. Dabei fahren die angehenden Lokführer/-innen mit dem Ausbildungslokpersonal im Führerstand. In dieser Phase üben die Auszubildenden an einem Fahrzeugsimulator das eigenständige Fahren. Rangieren dürfen sie im Verlauf des zweiten Teils der Ausbildung bereits selbst. Neben der Strecke müssen die angehenden Lokführer/-innen auch die Fahrzeuge kennen. Der Oberlokführer nimmt die Fahrzeugkunde mit einer Fahrzeugprüfung ab. Das Lokpersonal kann das Fahrzeug in und ausser Betrieb setzen, kennt den mechanischen, pneumatischen und elektrischen Aufbau des Fahrzeugs, führt Bremsproben korrekt durch, kennt die Sicherheitseinrichtung und ist in der Lage, Störungen zu erkennen und zu beheben. Zudem trainieren sie den Umgang in Extremsituationen.

Im letzten Teil der Ausbildung steht das Fahren im Vordergrund. Die angehenden Lokführer/-innen fahren mindestens 50 Tage selbstständig, wobei sie stets ein Ausbildungslokführer begleitet. Am Ende absolvieren sie eine Prüfungsfahrt mit einem vom Bundesamts für Verkehr (BAV) legitimierten Prüfungsexperten/Prüfungsexpertin. Eine mündliche und eine schriftliche Prüfung runden die Ausbildung ab. 

Du bist bereits ausgebildete/-r Lokführer/-in?

In unserer DELTA-Ausbildung erlangst du in 3½ bis 4 Monaten die Zulassung als SOB-Lokführerin oder SOB-Lokführer.

Weitere Informationen unter: www.sob.ch/lokpersonal

Abwechslung im Alltag

SOB-Lokführerinnen und -Lokführer sind – je nach Depotstandort – im regionalen Personenverkehr mit dem Voralpen-Express und den S-Bahnen oder im Fernverkehr mit dem Treno Gottardo oder Aare Linth unterwegs. Die Südostbahn legt Wert darauf, dass das Lokpersonal immer wieder auf unterschiedlichen Linien fährt. So bleiben die Schichten vielfältig und attraktiv für die Mitarbeitenden. Eric betont: «Ich finde den Beruf sehr abwechslungsreich. Das gefällt mir am besten. Ich sehe unterschiedliche Orte der Schweiz.» Sollte eine Lokführerin oder ein Lokführer trotzdem das Bedürfnis nach etwas Neuem haben, ist ein Depotwechsel jedes Jahr möglich.

Streckenvielfalt mit Eigenheiten

Auf der Strecke des Voralpen-Express zählt die 50-Promille-Steigung von Pfäffikon SZ via Biberbrugg nach Arth-Goldau zu den Ausnahmen im Normalspurbereich.

Auf der Linie des Treno Gottardo kommt der Faktor Sprache hinzu. Das Lokpersonal muss für die Fahrt ins Tessin mindestens das A1-Niveau in Italienisch beherrschen, mit Fokus auf Eisenbahn-Wortschatz. Auf der Gotthardbergstrecke werden die Signale zudem direkt im Führerstand angezeigt statt physischer Signale entlang der Strecke – ein Unterschied im Dienst. Da die Linie über den Gotthard seit dem Bau des Gotthard-Basistunnels nicht immer gleich intensiv befahren wurde, fühlten sich die Tiere neben und auf den Gleisen immer wohler. Deshalb gilt hier besondere Vorsicht. Auch das Wetter in den Bergen ändert teilweise schlagartig, worauf das Lokpersonal vorbereitet sein muss. Die Gotthardbergstrecke ist eine wichtige Ergänzungsroute auf der Transitachse.

Weiterentwicklung in unterschiedlichen Bereichen

Dem Lokpersonal mit Berufserfahrung stehen verschiedene Wege zur Weiterentwicklung offen. Eine Möglichkeit davon ist Oberlokführer/-in (OLF) zu werden. Die Südostbahn beschäftigt Oberlokführer/-innen an ihren sechs Depotstandorten (sieben ab Dezember 2024 mit dem neuen Standort Chur). Einer von ihnen ist Kaspar Hitz. Er führt das 66-köpfige Lokpersonal-Team am Standort Erstfeld und Goldau. «Ich bin der verlängerte Arm ins Büro», sagt Kaspar. Als Oberlokführer ist er für die Betreuung und Begleitung der Mitarbeitenden sowie für die Ausrüstung des Depotstandorts zuständig. Kaspar fügt an: «Ausserdem hat jede/jeder OLF eine Nebenbeschäftigung, für die sie oder er zuständig ist. Diese unterteilen sich in unterschiedliche Ressorts, beispielsweise Dienstplanung, Fahrzeuge, IT und Infrastruktur. In den jeweiligen Ressorts fungieren die OLF in erster Linie als Schnittstelle zwischen Abteilung und Lokpersonal. So können wir Bedürfnisse sammeln und gebündelt weitergeben.»

Um sich als Oberlokführer bewerben zu können, sind drei Jahre Berufserfahrung als Lokführer/-in Voraussetzung. Idealerweise haben angehende OLF bereits eine periodische Fachprüfung absolviert, die alle fünf Jahre stattfindet. «Auch Projekt- und Führungserfahrung sind von Vorteil. Dieses Wissen kann aber auch mit internen Kursen erlangt werden. Die SOB fördert einen aktiv dabei», ergänzt Kaspar. 

Eine andere Nebenbeschäftigung für das Lokpersonal ist der oder die Testlokführer/-in. Diese besonders ausgebildeten Mitarbeitenden testen neue Fahrzeuge, aber auch Strecken. Testlokführer/-innen kennen die Vorschriften sehr gut und sind im Bereich «Vorgehen in Extremsituationen» nochmals speziell geschult.

Neben diesen beiden Zusatzaufgaben gibt es die Möglichkeit, sich als Ausbildungslokführer/-in weiterzuentwickeln. Auch der Weg als Prüfungsexpertin oder -experte steht einem offen. Möchten die Mitarbeitenden weg von der eigentlichen Fahrtätigkeit, können sie eine Karriere in der Transportleitstelle anstreben.

Berufliche Nebentätigkeiten oder Weiterentwicklungen bringen Abwechslung in den Alltag. Dank der Linienvielfalt im regionalen Personenverkehr mit dem Voralpen-Express und den S-Bahnen, im Fernverkehr mit dem Treno Gottardo und Aare Linth sowie auch durch neu hinzukommende Linien wie den Alpenrhein-Express im Dezember 2024 bleibt der Beruf des Lokpersonals spannend. 

Text: Jeannine Fisch und Sina Rechsteiner
Bilder: Markus Schälli, Jeannine Fisch, Daniel Ammann

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