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Instandhaltungsplanung mit System(en)

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Leitungen spülen, Böschungen mähen und Brücken kontrollieren: Die Infrastruktur der Südostbahn benötigt regelmässige Pflege. Aufgrund des dicht getakteten Fahrplans in der Schweiz bedarf die Arbeit im Gleisbereich einer genauen Planung. In der SOB-Instandhaltungsplanung laufen deshalb unterschiedliche Fäden zusammen.

«Gemeinsam haben wir über 90 Jahre Bahnerfahrung», sagt Edgar Fuchs. Er und Ruedi Horat bilden das Zwei-Mann-Team in der Abteilung Instandhaltungsplanung. Sie unterstützt die Fachbereiche der Infrastruktur in der Arbeitsplanung und fungiert dabei oft als Koordinationsstelle.

Erleichterung bei der Arbeitsplanung

In seiner Haupttätigkeit pflegt Edgar die Infrastrukturinformationen in den SOB-Datenbanken. Dazu zählen der Objekttyp, wie beispielswiese Weiche, Signal usw., Eigenschaften wie Länge, Breite, das Baujahr, das Material oder die geografische Lage. «Je nach Art des Objekts sind unterschiedliche Daten wichtig. Bei einer Weiche interessiert uns beispielweise der Ablenkungsradius, also wie eng die Weiche ist. Das beeinflusst die Fahrgeschwindigkeit der Züge. Bei einem Signal hingegen sind Details wie die Art des Signals – Vorsignal, Hauptsignal usw. – relevant», erklärt Edgar. Diese Daten sind für die Fachabteilungen im Bereich Instandhaltung wichtig, damit sie bei ihren Arbeiten detailliert über das Objekt Bescheid wissen.

Anhand von Unterhaltsrichtlinien erstellt er dann in der Datenbank die Wartungspläne. «Diese Unterhaltsrichtlinien werden von den Fachbereichen selbst definiert. Bei einer Brücke gibt es beispielsweise jedes Jahr eine Kurzinspektion, alle sechs Jahre folgt eine Hauptinspektion. Das System löst die Wartungsaufträge automatisch zum definierten Zeitpunkt aus», sagt Edgar. Auch hier sind die Intervalle abhängig vom Objekt. Aber auch das Wetter kann die Wartung beeinflussen. Stahl dehnt sich bei warmen Temperaturen aus und zieht sich bei Kälte zusammen. Deshalb planen die Fachabteilungen Schienenwechsel immer im Frühling oder Herbst ein. Oft finden die Arbeiten auch nachts statt, wenn keine Züge verkehren. Man sei aber auch abhängig von Drittfirmen, wenn es um das Ausleihen von Maschinen ginge, ergänzt Edgar.

Nicht nur in Datenbanken kennt sich Edgar aus, auch mit einer «simplen» Excel-Dateien erleichtert er den Fachbereichen ihre Arbeitsvorbereitung. Für die Unterhaltsarbeiten hat er beispielsweise eine Datei zur Wochenplanung erstellt, die sämtliche Informationen für einen Unterhaltsauftrag abbilden kann. Edgar präzisiert: «Die Fachbereiche tragen hier alle notwendigen Daten zur Arbeitsausführung ein: Die Personalplanung, die Strecke, die auszuführende Arbeit, das Involvieren von Drittfirmen usw.»

Der lichte Raum

Neben der Pflege von Daten in unterschiedlichen Systemen ist Edgar auch Ansprechperson, wenn es um Fragen rund um das Lichtraumprofil geht. Das Lichtraumprofil (LRP) ist ein definierter Abstand neben den Gleisen. Es sorgt dafür, dass die Züge Objekte neben den Gleisen (Wände, Signale) nicht streifen. Ausserdem bleibt Reisenden so im Falle einer Zugevakuierung genügend Platz, um beispielswiese auch in einem Tunnel neben den Gleisen gehen zu können.

Es kann sein, dass Edgar auch von externen Firmen Anfragen zum Lichtraumprofil erhält. Manchmal suchen Drittfirmen oder andere Transportunternehmen Wege, um mit übergrossen Wagen von A nach B zu gelangen. Dann sei es wichtig, kompetent über Lichtraumprofile auf den SOB-Strecken Auskunft geben zu können.

Strecken koordinieren

Damit die Fachpersonen sicher arbeiten können, dafür sorgt Ruedi. Der Fachspezialist Instandhaltungsplanung ist für die Streckensperrungen verantwortlich. Die Fachabteilungen planen ihre Arbeiten im Voraus – auch mit Hilfe von Edgars Excel-Liste. Im Frühling zum Beispiel findet im ganzen SOB-Netz die Böschungspflege statt. Ruedi sagt: «Die Fachabteilungen teilen mir mit, wann sie auf welchem Streckenabschnitt unterwegs sind. Im Osten schneiden sie die Böschungen jeweils beginnend in Romanshorn und arbeiten sich entlang unserer Strecke bis nach Nesslau–Neu St. Johann. Ich koordiniere diese Streckensperrungen, die meistens nachts stattfinden.»

Da auch andere Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) auf SOB-Schienen unterwegs sind, trägt Ruedi die Streckensperrungen im System «Railsys» ein. Von dort gelangen die Daten weiter ins netzweite Trassensystem, welches den Fahrplan abbildet. So sehen alle beteiligten EVU, wann welche Strecken gesperrt sind. Das sei gemäss Ruedi beispielsweise auch für die Planung von Extrazügen relevant.

Daten weitergeben

Bei Anpassungen der Infrastruktur – wie das Verschieben eines Signals oder die Inbetriebnahme einer neuen Haltestelle wie in Sattel – verändern sich deren Daten. Deshalb pflegt Ruedi diese Daten regelmässig in der SBB-Topologiedatenbank UNO (Unified Network Objects). Die Datenbank UNO schafft Verbindungen zwischen den Aussenanlagen (Schienen, Weichen, Signale) und den Daten der digitalen Leittechnik. «Ich trage in UNO alle Topologiedaten unserer Objekte wie Gleise, Weichen, Signale, Perrons, Haltekanten, Geschwindigkeiten usw. ein. Die Infos dazu liefern mir diverse Datenbanken und Pläne.», sagt Ruedi.

Der Kreislauft schliesst sich

Die beiden Fachspezialisten Instandhaltung sind gelernte Betriebsdisponenten. Vom Billettverkauf, über den Gepäckservice und Weichenstellen bis zum Rangieren von Güterzügen, haben sie alles gemacht. Eine spezifische Ausbildung benötigt man für ihre heutigen Berufe nicht. Bei den vielen Schnittstellen ist es allerdings vorteilhaft, wenn man die Grundlagen, Technik und Organisation der Eisenbahn kennt. Edgar sagt lachend: «Wie mein ehemaliger Chef einst sagte: <Ich brauche jemanden, dem ich nicht erklären muss, was eine Weiche ist.>»

Text: Jeannine Fisch
Bilder: SOB

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