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Gotthard und Furka: Zwei Bergstrecken lassen Bähnlerherzen höherschlagen

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Erik Fornallaz und Yannic Barbato sorgen im Treno Gottardo der Südostbahn für eine angenehme Fahrt. Der Lokführer und der Kundenbegleiter engagieren sich in ihrer Freizeit aber auch dafür, dass eine zweite alpine Eisenbahn als Ausflugsziel und historisches Eisenbahnerbe erhalten bleibt: Die Dampfbahn-Furka-Bergstrecke.

Spektakuläre Brücken, romantische Wälder, hochalpine Landschaften: Auf knapp 18 Kilometer führt die Dampfbahn-Furka-Bergstrecke (DFB) von Realp im Kanton Uri nach Oberwald im Kanton Wallis. Doch es ist nicht nur die Landschaft, die jedes Jahr Tausende Gäste anzieht, es ist auch die Faszination der alten Eisenbahn: das Schnauben der Dampflokomotiven auf den Gleisen mit Zahnrad oder der Geschmack von Dampf und Russ.

Manch einer würde sich wohl wünschen, eines Tages selbst diese über einhundertjährigen Dampflokomotiven die Furka hochtreiben zu können. Lokomotivführer Erik Fornallaz gehört nicht dazu: «Zum Zuschauen sind sie schon schön, aber ich habe Diesel im Blut».

Das erstaunt nicht, denn der 44-Jährige war vor seiner zwanzigjährigen Berufskarriere bei der Bahn Lastwagenchauffeur. Normalerweise bewegt Fornallaz heute den modernen elektrischen Triebzug «Traverso» der Südostbahn. In seiner Freizeit engagiert er sich bei der DFB als Diesellokomotivführer. «Neue Fahrzeuge machen vieles selbst», sagt Fornallaz. Bei den Furka-Maschinen, meist aus den 1960er-Jahren, ist noch mehr Handwerk gefragt.

Die Schneeräumung, ein Krampf

Ohne die Diesellokomotiven wäre der Unterhalt der historischen Bahnstrecke an der Furka kaum möglich. Lange bevor jeweils im Juni die Saison der Dampfzüge beginnt, arbeiten hunderte Freiwillige daran, die Strecke nach den langen Wintern wieder in Betrieb nehmen zu können. Erst muss dabei die Strecke wortwörtlich gesucht werden. Im hochalpinen Gebirge liegen teils meterhohe Schneedecken. Ist die Strecke gefunden – zur Suche wird die Zahnstange leicht unter Strom gesetzt und danach geortet – rücken die Schneeräumer an, zuerst mit einer Raupenfräse dann mit der grossen Schneeschleuder: «Das ist ein verdammter Krampf». Gemeinsam mit einem Fräsmaschinisten arbeitet sich der Diesellokführer dann Meter um Meter die Furka hoch.

Ist der Schnee dann weg, folgen die Bauarbeiten: Fornallaz lädt dann Bagger oder Materialien selbst auf die Bauzüge und bringt sie zu den einzelnen Baustellen. Das handwerkliche Arbeiten im Gebirge gefällt dem 44-Jährigen, auch wenn er sich der Naturgefahren von Lawinen oder Stein- und Erdrutschen im unwegsamen Gelände bewusst ist. Höchste Konzentration ist deshalb gefragt. Entschädigt wird er mit Erfolgserlebnissen: «Gemeinsam mit den anderen Fronleuten sehe ich das Ergebnis meiner Arbeit.»

Noch mehr Technik

Rund 800 Personen sorgen als Freiwillige mit ihrer Tatkraft dafür, dass die Furka-Bergstrecke erhalten bleibt. Das gemeinsame Ziel lässt den Teamgeist wachsen. Das hat, nebst dem Interesse für historischen Bahnen, auch Yannic Barbato fasziniert, als er von Eriks Engagement bei der DFB gehört hat. Der 23-Jährige arbeitet als Kundenbegleiter bei der Südostbahn und absolviert nun die Ausbildung als Zugbegleiter bei der DFB.

Während bei der Südostbahn der Fokus auf der Betreuung und Beratung der Fahrgäste liegt, sind bei der DFB andere Aspekte gefragt: «Bei der Furka-Bergstrecke werde ich auch fahrdienstliche Aufgaben übernehmen: Von der Bremsrechnung über die Wagenvorbereitung bis zur Koordination von Rangierfahrten.» In der theoretischen und praktischen Ausbildung erlernt er die notwendigen Streckenkundigkeiten und regionalen Vorschriften, um die Züge und Fahrgäste sicher über den Alpenpass zu bringen.

Das Engagement bei der DFB ist für Barbato, Fornallaz und einige weitere SOB-Kollegen ein Hobby aus Leidenschaft zur Bahn. Doch wie die strecken- und vorschriftsspezifischen Ausbildungen und Kurse zeigen, eines mit wichtigen sicherheitsspezifischen Auflagen. Dazu gehört auch, dass die Arbeitszeitgesetze an beiden Orten eingehalten werden. «Bei der Südostbahn kann ich mit meinem Arbeitsmodell den Einsatzplan als Kundenbegleiter frühzeitig planen», sagt Barbato. Damit bringt er Beruf und Hobby unter einen Hut: «Und wenn ich etwas verschieben muss, hilft ein guter Draht zu Einteilern und Kollegen.»

Die Fähigkeiten des 23-Jährigen als Kundenbegleiter der Südostbahn werden ihm auch bei der Dampfbahn zugutekommen. Der Kundenkontakt ist eng, seine Auskünfte sind gefragt: «Und», fügt er mit einem Schmunzeln an: «In der historischen Uniform bin ich dann für einige wohl auch ein Fotomodell.»

Text: Conradin Knabenhans
Bilder: DFB/Urs W. Züllig, Conradin Knabenhans, Erik Fornallaz, Yannic Barbato

Mit dem Treno Gottardo zur Furka-Dampfbahn

Die Südostbahn bietet ab Zürich oder Luzern eine Rundreise mit Dampfbahn-Erlebnis an. Mit dem Treno Gottardo der SOB geht es über die Gotthard-Bergstrecke bis Göschenen und weiter mit der Matterhorn Gotthard Bahn hoch bis nach Realp. Hier startet die eindrucksvolle Fahrt mit der Dampfbahn. Nach Ankunft in Oberwald im Goms führt die Weiterreise mit dem Postauto über den Nufenenpass nach Airolo im Tessin. Ab Airolo fährt der Treno Gottardo dann zurück nach Zürich oder Luzern. Die Rundreise ist ab Ende Juni bis Ende September von Donnerstag bis Samstag erhältlich. Tickets im SOB-Shop buchen.

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