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«Die SOB kann»

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Armin Weber ist seit März neuer CEO der Südostbahn. Er bringt eine sehr breite Erfahrung in der ganzen Bahnbranche und ein grosses Netzwerk mit und ist überzeugt, dass er damit einen wichtigen Beitrag leisten kann, die SOB zukunftsorientiert im Markt zu positionieren. Im Interview erzählt er, wie er dies umsetzen will.

Armin Weber, wie geht es dir?
Mir geht es richtig gut. Ich bin sehr gut angekommen bei der SOB! Und ich wurde herzlich empfangen. Dank des tollen Einführungsprogramms konnte ich mir schnell einen Überblick verschaffen. Ich habe aber nicht nur die anstehenden Themen mit ihren Herausforderungen und die laufenden Projekte kennengelernt. Es war mir wichtig, möglichst viele Mitarbeitende vor Ort auch persönlich zu treffen. Diesen Kontakt schätze ich sehr. Nur das macht ein Unternehmen wirklich spürbar. Die Unternehmenskultur der SOB nehme ich als sehr stark wahr. Besonders beeindruckt hat mich die bei der SOB gelebte Kundenorientierung.

Als Leiter Fernverkehr bei der SBB hattest du durch die Zusammenarbeit für die Kooperationsvereinbarung regen Austausch mit verschiedenen Teams der SOB. Wie hast du die Südostbahn mit diesem Blick von aussen wahrgenommen?
Die SOB habe ich immer als kundenorientiert, innovativ und auch pragmatisch erlebt. Sie geniesst bei der SBB ein grosses Vertrauen und wird als sehr zuver - lässige Partnerin geschätzt. Die Südostbahn hat mehrfach bewiesen, was sie kann. Was sie zusagt, setzt sie um: Inbetriebnahmen erfolgen pünktlich; so verkehrt etwa der Alpenrhein-Express vom ersten Tag an mit hoher Pünktlichkeit bei zuverlässigem Betrieb.

Waren es diese Eindrücke, die dich dazu bewogen haben, dich als CEO bei der SOB zu bewerben? Oder gibt es weitere Gründe?
Es war nicht nur die beeindruckende Leistung der SOB im regionalen Personenverkehr (RPV) wie auch im Fernverkehr (FV), sondern auch die Möglichkeit, eine gesamtunternehmerische Verantwortung für ein integriertes Bahnunternehmen übernehmen zu können. Ein klarer Pluspunkt war für mich auch mein sehr positiver Eindruck vom Verwaltungsrat der SOB.

Wie waren die Reaktionen aus deinem Umfeld?
Als ich zum CEO gewählt wurde, haben mir viele Menschen aus meinem Bekanntenkreis spontan gesagt, wie super sie die Südostbahn fänden, mit ihren kupferfarbenen Zügen und den netten Kundenbegleiterinnen und Kundenbegleitern. Sie sprachen mir aus dem Herzen, als sie die SOB ihre «Lieblingsbahn» nannten.

Nun bist du bald 100 Tage im Amt. Was ist dir besonders aufgefallen?
Was die SOB besonders auszeichnet, ist die Nähe der Geschäftsleitung und des Kaders zu ihren Teams und den laufenden Geschäften. Die Wege sind kurz, die Türen offen. Entscheidungen werden rasch getroffen. Der direkte Einfluss ist spürbar, auch im Umgang mit den Bestellern. Das ist ein grosser Unterschied in der Zusammenarbeit zu früheren Funktionen, die ich innehatte.

Wo liegen deine Prioritäten in den nächsten zwölf Monaten?
Ich stelle fest: Die SOB kann. Sie kann mit Kundinnen und Kunden umgehen, ebenso mit Partnerschaften. Und sie kann sich auch im Vergleich mit anderen Bahnen behaupten. Gleichzeitig ist klar, dass es falsch wäre, sich auf dem Erreichten auszuruhen. Für die Südostbahn gilt es auch in Zukunft, sich stetig weiterzuentwickeln, das heisst, innovativ und kundenorientiert zu bleiben sowie die Effizienz weiter zu steigern. Das wird uns nur gelingen, wenn wir in allen Bereichen des Unternehmens mit klaren Verantwortlichkeiten und gut aufeinander abgestimmt zusammenarbeiten. So können wir sicherstellen, dass wir unseren eigenen Beitrag für die Zukunft des öffentlichen Verkehrs leisten, dessen Anteil an der Gesamtmobilität weiter erhöhen und gleichzeitig seine langfristige Finanzierbarkeit sichern.

Hast du bereits konkrete Ideen, die du umsetzen willst?
Wir werden den eingeschlagenen Weg sowie die bereits laufenden Projekte weiterverfolgen, die richtigen Akzente setzen und wir werden einen noch stärkeren Fokus auf das weitere Wachstum im RPV und FV legen (nach 2029). Dazu entwickeln wir aktuell neue Angebotskonzepte und werden diese in den kommenden 18 Monaten eng mit den Bestellern im RPV und der SBB im FV abstimmen und weiter ausarbeiten. Ziel ist, dass wir auf dieser Grundlage bis Ende 2026 die nächste Flottengeneration ausschreiben und bestellen können. Eine wesentliche Neuerung unserer Flottenstrategie besteht darin, dass wir beabsichtigen, zukünftig auch Doppelstockfahrzeuge einzusetzen. Der Grund hierfür ist die weiter steigende Nachfrage. Insbesondere auf den FV-Linien können wir die benötigten Kapazitäten langfristig nur mit Doppelstockzügen bereitstellen. Solche Weiterentwicklungen müssen aber gut abgestimmt und vorbereitet werden. So müssen etwa die Strecken über die entsprechenden Lichtraumprofile verfügen und unsere Service-Zentren auf die Wartung von Doppelstockzügen ausgelegt sein. Auch im Bereich Infrastruktur werden wir weiterhin wichtige Impulse für die ganze Branche setzen. So etwa beim Thema Bahnautomation: Als erstes Bahnunternehmen der Schweiz wird die SOB ab Sommer 2025 ein automatisiertes Fahrassistenzsystem im Linienbetrieb während eines einjährigen Praxistests einsetzen. Oder mit dem Allianzmodell im Bereich von Bau- und Instandhaltungsleistungen: Durch das Bündnis mit Bauunternehmen können wir Leistungen schneller und günstiger umsetzen. Solche Massnahmen können wir als kleineres Unternehmen in der grossen Branche sehr gut pilotieren und ausprobieren und so einen Beitrag für das gesamte System des öffentlichen Verkehrs leisten. Das unterstreicht die Wichtigkeit, dass es im öffentlichen Verkehr eigenständige, agile Unternehmen wie die SOB braucht.

«Die Wege sind kurz, die Türen offen. Entscheidungen werden rasch getroffen.»
Armin Weber, CEO der Südostbahn

Die Südostbahn pflegt eine Unternehmenskultur, bei der die Partizipation der Mitarbeitenden gefördert und ein respektvoller und wertschätzender Umgang untereinander gelebt wird. Welche Prinzipien und Werte sind dir wichtig?
Ich musste schmunzeln, als ich das erste Mal die Werte und Führungsgrundsätze gelesen habe, weil sie sich mit meinen persönlichen Werten decken. Verlässlichkeit, Fairness und Transparenz sind unerlässlich, um gut zusammenzuarbeiten. Eine auf Wertschätzung beruhende Zusammenarbeit, die auch ein gegenseitiges Fordern einschliesst, führt – gepaart mit der Lernbereitschaft – dazu, dass sich die Mitarbeitenden wie auch das Unternehmen konstant weiterentwickeln. Ebenfalls zentral ist für mich eine offene Feedback- und Fehlerkultur, bei der die Mitarbeitenden mutig sind, konstruktiv mit Fehlern umgehen und daraus lernen: Dies ist der Schlüssel zum Erfolg und die Grundlage für Innovation.

Wo steht die Südostbahn unter deiner Leitung in zehn Jahren?
Ich würde mir wünschen, dass wir in zehn Jahren sagen werden: «Wow! Dass wir als SOB nochmals so eine grosse Entwicklung hinlegen, hätten wir vor zehn Jahren nicht geglaubt.» Ausserdem, dass dann noch mehr Menschen sagen werden: «Die SOB ist meine Lieblingsbahn.» Und zwar Kundinnen und Kunden, Besteller sowie Partner und natürlich unsere Mitarbeitenden.

Interview/Text: Claudia Krucker
Fotos: Daniel Ammann und SOB

Armin Weber

Der 50-Jährige lebt mit seiner Familie im Grossraum Bern. Er ist fussballbegeistert und gern in den Bergen am Skifahren oder Wandern. Er, seine Frau, eine schweizerisch-italienische Doppelbürgerin, und die beiden Kinder (18-jährige Tochter, 15-jähriger Sohn) sind grosse Italienfans und mögen alles, was Meer, Essen und Vespafahren anbelangt. Armin Weber ist in der Nähe von Heidelberg aufgewachsen und war beruflich viel unterwegs, von Dublin über Frankfurt bis nach Mailand, bevor er in die Schweiz gekommen ist. Nun ist er für die SOB unterwegs, für die er einen reichen beruflichen Erfahrungsschatz mitbringt. Armin verfügt über fundierte Kenntnisse als Leiter verschiedener Bereiche im Personenverkehr sowie in der Unternehmens-, Markt- und Verkehrsentwicklung. Nebst einigen Terminen, die er in Bern wahrnimmt, reist er viel zwischen den SOB-Standorten und entdeckt dabei für sich ganz neue Seiten der Schweiz, auch die Olma-Bratwurst – natürlich ohne Senf! Das Pendeln im Zug nutzt er zum Arbeiten, etwa zur Vor- und Nachbereitung von Sitzungen. Kombiniert mit Home-Office ein effizientes Arbeitsmodell, das er schätzt, und von dem auch die SOB-Mitarbeitenden profitieren können.

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