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Die wohl wichtigsten Fahrten der Revvivo-Wagen

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Die früheren Wagen des Voralpen-Express werden in Ungarn eigentlich für spezielle Ausflugsfahrten eingesetzt. Doch nun verstärken sie wegen der Flüchtlingsströme in Europa internationale Züge.

Jahrelang standen die Revvivo-Wagen für die Südostbahn im Einsatz. Ihre blau-grün gepunkteten Sitzpolster und die einzigartigen Vorhänge machten sie bei den Fahrgästen bekannt und beliebt. 2019/2020 wurden sie vom modernen Traverso abgelöst und nach Frankreich und Ungarn verkauft. (Lesen Sie mehr dazu.)

Bei «MÁV Rail Tours» in Ungarn dienen sie seither mit einem neuen, weiss, blau, goldenen äusseren Erscheinungsbild den Ausflugsreisen. So bietet das Unternehmen damit etwa einen Tagesausflug – sechs Stunden hin und sechs Stunden zurück – von Budapest über den Semmering-Pass ins österreichische Mürzzuschlag an. Auch Richtung Slowakei, Tschechien, Rumänien, Slowenien und natürlich für spezielle Inlandsreisen werden die Wagen genutzt.

Doch nun hat sich der Einsatzzweck der früheren SOB-Wagen drastisch geändert. Mit dem Krieg in der Ukraine werden Transportkapazitäten von Ost nach West benötigt. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR sind in den letzten Wochen über drei Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen – besonders viele in die Nachbarländer nach Polen, in die Slowakei und nach Ungarn.

Auch für die Bahnunternehmen ist das eine logistische Herausforderung. Um möglichst vielen Menschen Reisemöglichkeiten innerhalb Europas anzubieten, braucht es kreative Lösungen. MÁV Rail Tours, welche die Wagen des Voralpen-Express übernommen hatte, ist ein Schwesterunternehmen der staatlichen ungarischen Eisenbahngesellschaft Magyar Államvasuta. «Für uns ist sehr wichtig, in diesen schwierigen Zeiten unsere Hilfe innerhalb des Unternehmens anzubieten», schreibt MÁV auf Anfrage.

Ein Teil der alten Revvivo-Wagen wird derzeit deshalb auf EuroCity-Verbindungen zwischen Ungarn und Österreich eingesetzt. Unterwegs sind vier Wagen etwa auf dem EuroCity 140. Dieser führt von der kleinen Grenzstadt Záhony (4200 Einwohner) – nur der Fluss Theiss trennt hier Ungarn von der Ukraine – über die Hauptstadt Budapest nach Wien.

Die Verbindungen werden ab der Grenzstadt rege genutzt, tausende Menschen sind hier über die Grenze geflohen. Allein bis zum 15. März haben die ungarischen Staatsbahnen 100 000 Solidaritätstickets für Reisen landesweit ausgestellt. Die Sitzplätze, welche die Revvivo-Wagen dabei zusätzlich anbieten, sind zwar nur ein Tropfen auf den heissen Stein, liefern aber dennoch einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Krise.

Text: Conradin Knabenhans
Foto: Dietmar Fischer

Flüchtende aus der Ukraine dürfen Schweizer öV kostenlos nutzen

Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine hat die Alliance SwissPass entschieden, dass aus der Ukraine geflüchtete Personen den öffentlichen Verkehr in der Schweiz kostenlos nutzen dürfen. Dies gilt auch in den Zügen der Südostbahn.

Seit dem 1. März gewährt die Alliance SwissPass allen aus der Ukraine flüchtenden Personen die kostenlose Nutzung des öffentlichen Verkehrs für die Anreise zu ihren Bestimmungsorten in der Schweiz oder die Durchreise. Nach ihrer Ankunft müssen die Geflüchteten diverse Behördengänge absolvieren, wofür ihnen das Staatssekretariat für Migration (SEM) mehrere Fahrausweise aushändigt, da für Reisen vor Ort bislang der reguläre Tarif zur Anwendung kam. Aufgrund der steigenden Anzahl Personen, die mit einem Schutzstatus «S» in der Schweiz vorübergehend aufgenommen werden, stellte sich vermehrt die Frage nach der Praktikabilität dieser Regelung, wie Alliance SwissPass in einer Mitteilung vom Montag, 21. März schreibt. In Absprache mit dem SEM hat die Branchenorganisation nun entschieden, dass aufgenommene Flüchtlinge ab sofort den öffentlichen Verkehr der Schweiz in 2. Klasse auf allen Strecken des GA-Anwendungsbereichs kostenlos nutzen können. Die schweizweite Regelung ist vorderhand bis zum 31. Mai 2022 terminiert.

Weitere Informationen bei der Alliance SwissPass.

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