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Sanierungsprojekte bei der Südostbahn: Von der Zustandsinspektion bis zur Umsetzung

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Die Sanierung der Bahninfrastruktur bei der Südostbahn erfordert eine durchdachte Planung, eine präzise Koordination über sämtliche Phasen hinweg und eine enge Zusammenarbeit mit Fachleuten, Behörden und Bauunternehmen. Am Beispiel der bevorstehenden Sanierung des Wasserfluhtunnels in Lichtensteig im Sommer 2024 wird deutlich, welche entscheidenden Schritte im Vorfeld notwendig sind.

Um einen Einblick in die Bahninfrastruktur der Südostbahn zu geben, beginnen wir mit einigen Zahlen: Das eigene Streckennetz der SOB erstreckt sich über eine Gesamtlänge von 111 Kilometern. Rechnet man die Stumpengleise, die für Rangierarbeiten benötigt werden, dazu, erhöht sich die Länge auf 145 Kilometer. Innerhalb dieser Strecke sind 182 Weichen und 9,84 Kilometer Doppelspurabschnitte integriert, die eine flexible Routenführung und nahtlose Übergänge zwischen verschiedenen Gleisabschnitten ermöglichen.

Die Infrastruktur der SOB umfasst jedoch nicht nur Gleise und Weichen: Sie beinhaltet auch 19 Tunnel mit einer Gesamtlänge von 7 054 Metern, wobei der Wasserfluhtunnel mit 3 557 Metern der längste ist. Zusätzlich ergänzen 192 Brücken, Viadukte sowie Unter- und Überführungen die Bahninfrastruktur der Südostbahn. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Schritte – von der Zustandsinspektion bis zur Umsetzung – bei einem Sanierungsprojekt erforderlich sind, damit der erste Bagger auf der Baustelle anrollen kann.

Analyse und Bewertung

Inspektionen der Infrastruktur finden regelmässig statt, um den Gesamtzustand zu bewerten und potenzielle Defizite oder Schäden frühzeitig zu identifizieren. Am Beispiel des Wasserfluhtunnels führten Fachexperten und Ingenieure der Südostbahn vor Ort eine gründliche Prüfung durch, bei der sie Gleise, Mauerwerk, Fahrleitungen und weitere Infrastrukturobjekte inspizierten und analysierten. Diese Untersuchungen dienten dazu, den aktuellen Zustand der Bahninfrastruktur zu ermitteln. Die Ergebnisse der Inspektion bildeten die Grundlage für die Planung und Umsetzung möglicher notwendiger Sanierungsarbeiten am Wasserfluhtunnel, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Bahninfrastruktur zu gewährleisten. www.sob.ch/wasserfluhtunnel

2015: Sanierungsmassnahmen planen

Basierend auf diesen Ergebnissen entwickelten Fachleute im Jahr 2015 erste Massnahmen zur Behebung der identifizierten Schäden im Wasserfluhtunnel. Dabei prüften sie auch, ob weitere Erneuerungen an der Bahninfrastruktur in unmittelbarer Nähe des Sanierungsprojekts erforderlich waren, um diese zeitgleich und effizient zu einem Grossprojekt zu bündeln. Im Beispiel des Wasserfluhtunnels in Lichtensteig wurden die nahe gelegenen und altersgleichen Tunnel Mühlebühl in Herisau, Bühlberg in Degersheim sowie zwei Viadukte in Lichtensteig inspiziert und aufgrund ihres Zustands zu einem Cluster vereint. Die so gebündelten Sanierungsarbeiten innerhalb desselben Zeitraums gewährleisten effizientes Arbeiten mit minimalen Unterbrechungen im Bahnverkehr. www.sob.ch/clusterost2024

2021: Wahl des externen Bauunternehmens

Nach der abgeschlossenen Planung im Jahr 2021 folgte die Submission. Im Projekt Wasserfluhtunnel schrieb die SOB die Leistungen für einen Totalunternehmer aus. Dies umfasste einen Teil der Projektierung sowie die Realisierung der Sanierungsarbeiten. Dabei hatten Bauunternehmen, die sich auf Gleis- und Tunnelbau spezialisieren, die Möglichkeit, im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung ihre Angebote einzureichen.

Bei der Auswahl des beauftragten Bauunternehmens legte die Südostbahn neben Kriterien wie Kosten, Qualität der Arbeit und Erfahrung der Unternehmen auch Wert auf die Berücksichtigung von Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit. Bei der Sanierung des Wasserfluhtunnels werden das Aushubmaterial und der Schotter aus dem Tunnel ausgebaut und einem Recyclingprozess zugeführt. Durch die Aufbereitung dieser Materialien werden hochwertige Baustoffe gewonnen, die wiederum bei der Sanierung des Tunnels verwendet werden. Dadurch wird nicht nur der Bedarf an neuen Ressourcen reduziert, sondern auch die Menge an Abfall, die während des Sanierungsprozesses entsteht, minimiert. Auf diese Weise leistet die SOB auch bei Sanierungsprojekten einen positiven Beitrag zum Umweltschutz, indem sie Abfall reduziert und umweltfreundliche Materialien einsetzt.

2022: Durchführung Plangenehmigungsverfahren (PGV)

Der Prozess der Planung und Durchführung von Bauarbeiten im Bahnbereich ist strukturiert und durch die Verordnung über das Plangenehmigungsverfahren für Eisenbahnanlagen (VPVE) geregelt. Nach Abschluss der Planungsphase reichte die Südostbahn im Jahr 2022 die Projektdokumentation zur Sanierung des Wasserfluhtunnels beim Bundesamt für Verkehr (BAV) ein. Diese Unterlagen enthalten detaillierte Informationen über das Sanierungsprojekt, einschliesslich geplanter baulicher und technischer Massnahmen, Bauabläufen, Kosten, Zeitplänen und so weiter.

Sobald dem BAV das vollständige Plangenehmigungsgesuch vorliegt, beginnt das ordentliche Plangenehmigungsverfahren mit der amtlichen Publikation des Gesuchs. Das BAV prüfte die Unterlagen sorgfältig und führte weitere Abstimmungen mit den beteiligten Parteien, Kantonen oder Fachämtern durch. Gleichzeitig wurden die Pläne für die Arbeiten im Wasserfluhtunnel während 30 Tagen in den betroffenen Gemeinden öffentlich ausgelegt (Baupublikation).

Nachdem das Projekt den Anforderungen entsprochen und die Finanzierung gesichert war, wurde im Januar 2024 die Verfügung ausgestellt. Mit der Plangenehmigungsverfügung gab das BAV der Südostbahn grünes Licht, die geplanten und bewilligten Sanierungsmassnahmen im Wasserfluhtunnel durchzuführen. Ebenfalls kann das ausgewählte Unternehmen mit den Bauarbeiten beginnen.

So laufen Plangenehmigungsverfahren beim BAV ab.

https://www.bav.admin.ch/ 

2024: Baustart: Umsetzung Sanierung Wasserfluhtunnel

Es geht los – die Bagger rollen an. Der lange Weg von der ersten Inspektion bis zur Ausführung zeigt sich nun in der Umsetzung von Frühjahr 2024 bis Dezember 2024 dieses bedeutenden Projekts. Bei den Sanierungsarbeiten ist eine Totalsperre der Bahnstrecke erforderlich, um die umfangreichen Arbeiten effizient durchzuführen. Im Vergleich zu ständigen Nachtarbeiten über einen längeren Zeitraum ermöglicht eine Totalsperre eine konzentrierte Durchführung und erhöht die Sicherheit der Arbeiten im Gleis. Zudem bedeutet sie kürzere Beeinträchtigungen für Reisende und Anrainer. Diese Entscheidung wird sorgfältig abgewogen, um die bestmögliche Lösung für alle Beteiligten zu finden. Die Hauptarbeiten im Wasserfluhtunnel und den angeschlossenen Projekten des Clusters Ost 2024 erfolgen während einer fünfwöchigen Totalsperre der Bahnstrecke zwischen Herisau und Wattwil vom 7. Juli bis 12. August 2024. Um den Reisenden während der Totalsperre dennoch eine Möglichkeit zur Fortbewegung zu bieten, setzt die Bahn Ersatzbusse ein. www.sob.ch/bahnersatz

Lernen aus Projekten

Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten im Wasserfluhtunnel per Ende 2024 erfolgt eine umfassende Evaluierung des Projekts. Dabei werden nicht nur die technischen Aspekte, sondern auch die Einhaltung von Zeitplänen und Budgets bewertet sowie Verbesserungspotenziale identifiziert, um wichtige Lehren für zukünftige Sanierungsprojekte zu ziehen.

Text: Brigitte Baur
Fotos: SOB

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