Mit Bewegung in den Fernverkehr

| Berufswelt

Max Strini, Leiter der Abteilung Bahnproduktion, wollte einst Pädagoge werden. In seiner Familie gab es keine «Bähnler». Er ist ein Mensch, der Bewegung liebt, in jedem Sinne des Wortes. Dies hat ihn schliesslich von der pädagogischen Karriere abgebracht und zu seinem heutigen Beruf bei der SOB geführt, bei dem er nie still steht.

In Bewegung sein und bleiben, das ist Max Strinis Credo. Verkehr bedeutet zwangsläufig Bewegung, deshalb interessiert er sich seit je für diese Branche. Anfänglich war der zweifache Vater unschlüssig, ob es in Richtung Flug- oder Bahnverkehr gehen sollte. Max entschied sich schliesslich für die Eisenbahn, startete eine Ausbildung als Betriebsdisponent und ist seit Mitte der 1980er-Jahre bei der Südostbahn.

Ein Novum in der Bahnbranche

Die von ihm heute bei der SOB geführte Abteilung «Bahnproduktion» ist jene integrierende Stelle, die sämtliche Ressourcen für das Fahren zusammenführt und den Bahnbetrieb sicherstellt. Dort findet das zentrale Produktionsmanagement statt. Das heisst im Wesentlichen: die Einsatzplanung und Disposition der Fahrzeuge sowie des Lokpersonals und der Kundenbegleitung. Als Leiter dieser Abteilung war Max massgeblich an der Umsetzung des Fernverkehrs beteiligt, den die Südostbahn seit einigen Jahren national betreibt. Er ist stolz auf das, was die SOB und die SBB gemeinsam geschaffen haben. «Der Aufbau des Fernverkehrs und der zwei Linien hat Jahre gedauert», schildert Max. Aufgrund der engen betrieblichen Zusammenarbeit zwischen der SOB und der SBB kam es in Erstfeld zum Novum, dass Personen unterschiedlicher Firmen allein nach den Regeln der SOB arbeiten sollten. Dieser Umstand erforderte einen neuen Aufbau der Zusammenarbeit. So was gab es vorher in der Schweizer Bahnbranche noch nie. «Die SOB hat hier Pionierarbeit geleistet», erläutert Max.

Gemeinsam zum Ziel

Es war ihm ein Anliegen, die SBB-Kolleginnen und -Kollegen auch mental für die Südostbahn zu gewinnen, sodass sie «SOB» dachten. Im Militär hat der eher untypische Grenadier (als der er sich selbst bezeichnet) gelernt: «Gemeinsam zum Ziel». Das ist seit Jahren sein Motto und hängt als Zeichnung an der Wand seines Büros (ein selbst gemaltes Geschenk eines Kameraden). «Es ist wichtig, ein Team auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören», ist Max überzeugt.

«In den Jahren 2018/2019 waren auf Produktions- und Umsetzungsebene seitens SBB bei Weitem nicht alle begeistert, in dieser Kooperation mit der Südostbahn zu arbeiten», berichtet er. Max erinnert sich an die erste Zusammenkunft im grossen Besprechungszimmer des SOB-Verwaltungsgebäudes mit SBB-Leuten aus dem Bereich der Produktion. «Die Vorbehalte wurden uns von diesen erfahrenen SBB-Planern deutlich, mit verschränkten Armen, aufgezeigt», berichtet Max.

Gemeinsame Aktivitäten ausserhalb des geschäftlichen Rahmens

So machte er es sich zur Aufgabe und zum Ziel, die einzigartige Kooperation als Herausforderung für alle Beteiligten zu meistern. Um Leben in das Ganze zu bringen, brauchte es mehr, als sich formal für Sitzungen zu treffen. Max zettelte unter den Kolleginnen und Kollegen private Aktivitäten an. Da er ein leidenschaftlicher Läufer ist, war für ihn klar: Sport verbindet. «Wir wollen etwas bewegen, also sollten wir uns gemeinsam bewegen», war sein Gedanke. Das «trockene» Arbeiten brauchte mehr Pfiff. «Es war einfach lässig, dank der neuen Aufgabe viele SBB-Mitarbeitende kennenzulernen, und zwar aus der ganzen Schweiz, nicht nur der Ostschweiz», erzählt Max.

So kam es, dass die Mitarbeitenden der beiden Firmen auch ausserhalb des geschäftlichen Rahmens etwas Verbindendes zusammen machten: Sie begannen, gemeinsam Sport zu treiben, und nahmen als Höhepunkt am Treppenlauf «Stairways to Heaven» im Tessin teil. Regula Garbely, SBB-Produktionsleiterin Zugförderung in Bellinzona, und Max hatten diese Idee bei einem Personalanlass in Erstfeld geboren und initiiert. Es wurde ein voller Erfolg und machte allen unheimlichen Spass. «Und dieses Jahr machen wir das wieder», strahlt Max. So schaffte er es, seine private Leidenschaft für den Sport in den Job einfliessen zu lassen und ein grosses Projekt erfolgreich umzusetzen. Dank den verbindenden Aktivitäten brach mancherorts das Eis und die Projekte Treno Gottardo sowie Aare Linth gingen wesentlich einfacher voran.

Die Parallelen zwischen Sport und Job

Max sieht diverse Parallelen zwischen seiner Leidenschaft, dem Ausdauersport, und seinem Job: Wie im Beruf sind für ihn beim Sport Fokussierung und Einsatzbereitschaft wertvoll. «Es ist wichtig, immer dranzubleiben und Präzision an den Tag zu legen, wenn man erfolgreich sein möchte», sinniert er. Deshalb begeistert ihn vor allem der Orientierungslauf (OL): «Das ist hochpräzises Arbeiten, während man Sport macht. Hier muss man neben körperlicher Betätigung maximale Hirnleistung abrufen», erklärt Max. Am OL fasziniert ihn, dass er dabei komplett abschalten kann. «Der Kopf ist so belegt, dass du an nichts anderes denken kannst als daran, rasch ans Ziel zu kommen. Private oder geschäftliche Sorgen sind weg», erklärt er. Das Knifflige am OL ist es, den schnellsten Weg möglichst fehlerfrei zu finden. Dieser Sport lehrt, Fehler zu meiden, und fördert eine enorme Konzentrationsfähigkeit. Bei den Wettkämpfen, die zwischen 20 Minuten und zwei Stunden dauern, ist man in einer völlig anderen Welt, und das ist pure Erholung für ihn.

Max liebt die Herausforderungen beim OL und den hervorragenden Ausgleich zum körperlich wenig anspruchsvollen Bürojob. Bescheiden meint er, dass er klar nicht zu den Topathleten dieser Sportart gehört, aber er liebt den OL einfach und dieser bringt ihn auch weiter. «Man muss, wie im Job, immer am Ball bleiben. Veränderung hält frisch und fordert», sagt er. Genau aus diesem Grund waren die Herausforderungen des Einstiegs in den Fernverkehr cool und jeden Schweisstropfen wert, ob durch arbeitsbedingten Stress oder durch Sport.

Text: Nicole Barò-Wolf
Fotos: Christof Sonderegger, Nicole Barò-Wolf

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