«Ich frage mich, warum vor mir niemand die Zugpferdli erforscht hat»

| Einblick

Gottara, Aarelina, Vralpi und Co.: So heissen die neuen Zugpferdli der Südostbahn. In ihrer fantastischen Welt erleben die Zugpferdli Abenteuer im Zug und an beliebten Ausflugszielen. Ein Blick hinter die Kulissen, wie Musiker Andrew Bond und Grafiker Raoul Schweizer die neue Kinderwelt der SOB erschaffen haben.

«Wie sind die Zugpferdli eigentlich in deinem Kopf entstanden?» Andrew Bond ist empört über diese Frage. Vehement entgegnet der bekannte Kinderlieder-Autor: «Entstanden? Zugpferdli gibt es in echt!» Er frage sich nur, weshalb niemand die Wesen erforscht habe. Andrew erzählt neckisch und fast schon mit der Aura eines Wissenschaftlers weiter: «Zugpferdli sind überall, es gibt unzählige von ihnen in allen Charakterfarben und -schattierungen, die man sich nur vorstellen kann.»

So gutgläubig manche Menschen sind, ganz glauben kann man die reale Existenz der Zugpferdli dann doch nicht. Wobei… An einigen Traverso-Fahrzeugen lächeln sie schon ganz selbstbewusst von der Türe im Wagen 8. «Ich bin froh, haben sich schon einige Zugpferdli aus meinem Kopf befreit», sagt Musiker Andrew, «denn dort stecken noch ganz viele. Es ist manchmal etwas hektisch mit ihnen, aber sehr cool.»

Jedes Zugpferdli hat seinen Charakter

Hektisch geht es zuweilen auch in den Geschichten der Zugpferdli zu und her, die Andrew Bond geschrieben hat. Langeweile ist für die Fünf ein Fremdwort: Vralpi (Voralpen-Express), Gottara (Treno Gottardo), Aarelina (Aare Linth), Rhy-Nex (Alpenrhein-Express) und Esteban (S-Bahn-Linien) gehören zum Kernteam. Nebst der Freude am Bahnfahren verbindet die Zugpferdli auch das leidenschaftliche Sammeln von Gegenständen. Jedes Zugpferdli bringt seinen eigenen Kopf mit – von abenteuerlustig bis verträumt, von rockiger Sprengkraft bis zu zuckersüssen und überschwänglichen Komplimenten.

Die Geschichten der Zugpferdli stammen aus der Feder von Andrew Bond. Gestalterisch umgesetzt hat sie der Grafiker Raoul Schweizer: «Die Geschichten und Ideen von Andrew haben es auch ohne Bilder in sich», erzählt er vom Gestaltungsprozess. «Zuerst lese ich eine Geschichte zwei bis dreimal durch. Dabei entstehen schon die ersten Bilder im Kopf.» Danach platziert Schweizer die Textabschnitte auf die verschiedenen Seiten, um zu prüfen, dass die wichtigen Eck- und Wendepunkte der Geschichte bildlich und in der Seitenabfolge aufgehen. «Danach „skizziere“ ich alle Bilder grob an. Geht alles auf? Stimmen die wichtigsten Details und Szenen mit dem Text überein?» Das sei die kreativste Phase.

Aus Skizzen in Blau entsteht Schritt für Schritt die fertige Zeichnung. Die schwarzen Aussenlinien der Figuren und Gegenstände schaffen klare Konturen. Raoul arbeitet mit einem digitalen Zeichenbrett und blendet danach die Skizzenebene aus.

Es folgt in einem nächsten Schritt die Kolorierung, das Setzen der Lichtpunkte und Schatten bis hin zum fertigen Bild. Raoul lädt die Kinder – und natürlich auch deren Eltern – ein, die Geschichten genau anzuschauen: «Es hat überall Dinge versteckt, die zum Schmunzeln sind – beim Zeichnen finde ich immer wieder einen leeren Platz, wo ein Detail platziert werden kann.»

Sich gegenseitig inspirieren

Raoul Schweizer und Andrew Bond arbeiten nicht zum ersten Mal für ein Projekt zusammen: «Andrew hat im Vorfeld schon viel Denkarbeit geleistet und Ideen gesammelt, wer wie aussehen könnte, was speziell sein könnte.» Die Ideen würden dann verschmelzen, gerade diese gegenseitige Inspiration mache die Zusammenarbeit so wertvoll, meint Raoul. Dem pflichtet auch Andrew Bond bei und ist voll des Lobes über die grafische Umsetzung der Zugpferdli Welt: «Raouls feiner, leicht skurriler Humor und seine Art Zusammenhänge bildlich zu fassen, sind unübertrefflich.» Das Schöne an der Zusammenarbeit: Die Zugpferdli-Welt wächst weiter: Zu den fünf SOB-Zugpferdli gesellen sich bald auch Kolleginnen und Kollegen an beliebten Freizeitzielen. Auch diese Zugpferdli werden richtige Charakterköpfe.

Premiere bei den Liedern

Für Andrew Bond ist aber auch die musikalische Umsetzung des Projekts zentral. Plötzlich war da eine neue Form von Kreativität möglich. «Wenn ich Kinderlieder schreibe, muss ich immer an die Kindergartenlehrkraft oder die Kitabetreuung denken, die das Lied ohne mich singen und begleiten wird.» Bei den Zugpferdli falle diese Hürde weg. «Ich konnte kompliziertere Melodien, Akkorde und Grooves wählen, mehr Hardrock, Jazz, Pop.» 

Aber noch etwas ist bei diesem Projekt anders, Sohn Tim ist bei den Zugpferdli erstmals gemeinsam mit seinem Vater an der Arbeit: «Er hat Sound-Producing studiert», sagt Andrew und verrät, dass Tim das musikalische Flair in die Wiege gelegt wurde: «Als kleiner Junge hat er damals auf meinen ersten CDs mitgesungen.» Das Duo hat mit den Zugpferdli-Liedern auch den ersten Auftritt hinter sich: In Knies Kinderzoo in Rapperswil haben sie ihre Songs einer munteren Kinderschar präsentiert – und es zeigte sich, dass Mitsingen auch bei diesen Songs kein Problem ist. Die spontane Umfrage nach den Lieblingszugpferdli machte für Andrew deutlich: «Jede Figur und jeder Song hat einen Teil der Kinder völlig abgeholt.» Das war auch spürbar, als sich das junge Publikum direkt nach dem Konzert um die ersten Sammelkarten von Vralpi und Co. riss.

Sammelfieber geht los

Die Kinder sind am Konzert tief in die Zugpferdli-Welt eingetaucht und einige Mütter und Väter mussten ihren Kindern wohl nach dem Konzert im Kinderzoo erklären, dass die Zugpferdli nur auf Bildern und Sammelkarten, in Liedern und der Fantasie leben. Wobei… Was war das flinke Wesen, das sich gerade bei den Giraffen aus dem Staub gemacht hat?

Text: Conradin Knabenhans
Grafiken: Raoul Schweizer
Fotos: Manuela Matt

Der Familien-Pass der SOB

Für einmalige 20 Franken erhalten Kundinnen und Kunden mit dem SOB Familien-Pass Zugriff auf vergünstigte Familienausflüge, laufend neue Freizeittipps und einen Gutschein für den Webshop der SOB im Einkaufswert. Im Startpaket enthalten ist auch eine Geschenkbox mit Überraschungen rund um die Zugpferdli. Weitere Informationen zu den Zugpferdli und dem Familien-Pass unter www.zugpferdli.ch

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