Einzigartige Perspektiven auf die SOB-Linien

| Einblick

Von der Innensicht zur Aussensicht: Hanspeter Schenk, ehemaliger Leiter Lokpersonal bei der SOB, ist auch nach seiner Pensionierung für die SOB im Einsatz. Die Bilder des passionierten Fotografen zieren in diesem Jahr den SOB-Stellkalender. Wie Hanspeter Schenk dabei vorgeht und was neben der Zugfotografie zu seinen Lieblingsmotiven zählt, erklärt er im Interview.

Hanspeter Schenk arbeitete die letzten fünf Jahre bis zur Pensionierung für die SOB als Leiter Lokpersonal. Auch im Ruhestand war er weiter für die SOB im Einsatz und begleitete die Fahrzeugübernahmen des neuen Rollmaterials. Wie das vonstattenging, haben wir im Arikel «Volle Aufmerksamkeit bei jedem neuen Traverso» erklärt.

Das Rollmaterial ist aber auch heute immer noch Thema bei Hanspeter Schenk. Entweder frühmorgens oder vor der Dämmerung ist er mit der Fotokamera unterwegs und lichtet die Züge ab. Die Linien der SOB kennt er bestens, die Regionen sind ihm bekannt und doch sind die Perspektiven einzigartig. Die Bilder von Hanspeter Schenk zieren den diesjährigen Stellkalender und auch digital auf Social Media machen seine Bilder die Runde.

Wer mehr über Hanspeter Schenk erfahren möchte, findet weitere Infos auf: www.schenk-foto.ch

Hanspeter, was waren die fotografischen Höhepunkte im vergangenen Jahr?

Im Rahmen der Zug-Fotografie lerne ich viele neue Regionen kennen. Dank dem mittlerweilen schweizweiten Zugangebot der SOB bin ich im vergangenen Jahr an Orten gewesen, die ich bis dato nur von der Landkarte her kannte. In diesem Sinne ist jeder Foto-Ausflug ein Höhepunkt.

Welche Erfahrungen hast du in Bezug auf die Fotografie gemacht?

Das Fotografieren erlebe ich als sehr entspannende Tätigkeit. Man fokussiert sich buchstäblich auf das Motiv und kann alles um sich herum vergessen. Als ich noch in der Führung tätig war, konnte ich mich beim Fotografieren perfekt entspannen, sogar viel besser als beim Joggen. Damals war es so etwas wie eine Entspannungstherapie. Heute reizt mich die Herausforderung, ein Thema im Bild umzusetzen. Man lernt sehr gut zu beobachten und kann die kreative Ader ausleben. Ich habe auch gelernt, mich auf wenige Themen zu konzentrieren, diese aber zu perfektionieren. Ja, und pro Jahr gelingen nur ein paar wenige Top-Bilder, auch wenn ich mit der Kamera 10 000 Klicks gemacht habe.

Wie findest du deine Fotostandorte?

In der Regel fahre ich die geplante Strecke mit dem Zug ab. Potenzielle Fotostandorte markiere ich auf einer Karte. Zu Hause schaue ich mir mit Google Maps (sofern vorhanden) die möglichen Standorte am PC an. Erst dann entscheide ich, ob ich eine Reise in die markierte Gegend unternehme. Im geplanten Perimeter angekommen, suche ich mir einen oder in der Regel mehrere Bildausschnitte. Ich bin immer wieder erstaunt, wie ein Verschieben um wenige Meter die Bildwirkung komplett ändern kann.

Welche Vor- und Nacharbeiten sind nötig?

Wenn ich mich für eine Fotosession an einem Standort entschieden habe, studiere ich den Fahrzeugumlauf und gleiche ihn mit dem Sonnenverlauf ab und studiere die Wetterprognose. Dann lege ich mir einen Fahrplan zurecht. Will ich vor Sonnenaufgang am Standort sein, entscheide ich mich für das frühe Aufstehen und die Fahrt mit dem Auto.

Von einem Fotoausflug bringe ich jedes Mal mehrere hundert Bilder nach Hause. In einem ersten Schritt sortiere ich die Bilder aus, die nicht brauchbar sind. Übrig bleiben nur die aus meiner Sicht veröffentlichungswürdigen Bilder. Im letzten Schritt erhalten die Bilder mit einem Bildbearbeitungsprogramm den Feinschliff. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mindestens zwei bis drei Besuche am gleichen Standort nötig sind, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin.

Welche Region hat es dir besonders angetan?

Jede Region hat ihren Reiz. Ich bin weniger von der Region als solche angetan, sondern vielmehr von den Jahreszeiten. Will heissen: Im Frühling geniesse ich das Tessin, im Winter die Schneeregionen, im Mai die Gegenden mit den Obstblüten und im Herbst die waldreichen Regionen.

Wo liegen die Herausforderungen bei der Zug-Fotografie?

Die mit Abstand grösste Herausforderung liegt bei der Mutter Natur: Ich kann eine Fotosession noch so gut planen, aber wenn sich im entscheidenden Moment eine Wolke vor die Sonne schiebt, ist das Bild (in aller Regel) futsch. Bekannterweise gelingen die schönsten Bilder in der Morgen- und Abendsonne, dann zeigt sich das warme und weiche Licht. Es sei denn, ein Berg, den ich in der Planung zu wenig berücksichtigt habe, macht mir einen Strich durch die Rechnung. Ein reiner Landschaftsfotograf kann an seinem Standort genüsslich auf den richtigen Moment warten, während der Zug sekundengenau vorbeifährt und die vor wenigen Minuten tolle Lichtstimmung womöglich schon wieder verschwunden ist. Alle übrigen Komponenten (Bildschärfe, Belichtung usw.) sind rein technischer Natur und erlernbar.

Fotografierst du auch noch andere Motive? Und was ist dabei besonders reizvoll?

Das dritte Standbein betreibe ich am längsten und hat in mir die Freude am Fotografieren geweckt: die Naturfotografie. Hier haben es mir im Speziellen die Libellen angetan. Ich beobachte und studiere die Lebensweise dieser farbenprächtigen Flugkünstler. Letztes Jahr durfte ich in einem Café an meinem Wohnort während mehrerer Monate eine Serie meiner besten Libellen Bilder ausstellen.

In der Fotografie bin ich in drei Themen unterwegs: wie schon erwähnt, erstelle ich Zugbilder für die SOB. Für SwissOrienteering erhalte ich regelmässig Aufträge, um die OL-Spitzenathleten an Meisterschaften abzulichten.

Dank meiner geplanten frühzeitigen Pensionierung kann ich mich nun intensiver der Fotografie widmen. Jedes der drei Genres, die ich bearbeite, erfordern eine eigene Vorgehensweise und Umsetzung. Die drei erwähnten Themenschwerpunkte, die unterschiedlicher nicht sein können, versuche ich laufend weiterzuentwickeln und zu professionalisieren.

Welches ist dein absolutes Lieblingsbild?

Mein Lieblingsbild fasst die Aussagen im Interview perfekt zusammen. Zum Abschluss der Sanierungsarbeiten am Sitterviadukt befuhr am 17. September 2021 ein Nostalgiezug den besagten Abschnitt.

Genau in dem Moment, als der Zug die Brücke befuhr, zeigte sich nochmals die Abendsonne und hüllte die Szenerie in ein warmes Abendlicht.

Text: Ramona Schwarzmann
Bilder: Hanspeter Schenk

Titelblatt vom Stellkalender 2023.

Gewinnen Sie einen SOB-Stellkalender 2023.

Sind auch Sie begeistert von den SOB-Jahreskalendern? Wir verlosen die letzten Stellkalender 2023. Die Kalenderblätter sind abtrennbar und als Postkarten verwendbar. Mitmachen lohnt sich. Die Wettbewerbsfrage lautet: Welches Thema hat bei Hanspeter Schenk die Freude am Fotografieren geweckt?

A) Zugfotografie
B) Naturfotografie
C) Sportfotografie

Schreiben Sie uns Ihre Antwort bis zum 6. Februar 2023 auf einsteigen@remove-this.sob.ch und geben Sie Ihre Adresse für den Versand des Kalenders an. Wir wünschen viel Glück.

nach oben